Trotz eines leichten Anstiegs im Dezember hat Deutschland 2015 die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 24 Jahren verzeichnet. Die Zahl der Arbeitslosen stieg zum Jahresende zwar um 48.000 auf 2,681 Millionen, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag mitteilte. Im Gesamtjahr 2015 lag die Arbeitslosenzahl aber mit durchschnittlich 2,795 Millionen (6,4 Prozent) auf dem niedrigsten Stand seit 1991.

Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit im Dezember ist üblich. Die Arbeitslosigkeit sei "allein aus jahreszeitlichen Gründen" gestiegen, erklärte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Im Vergleich zum Dezember des Vorjahres sank die Arbeitslosenzahl um 82.000. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,1 Prozent.

"So sicher wie nie"

Die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt spiegelte sich auch im Haushalt der Arbeitsagentur wider. Die BA schloss 2015 mit einem Überschuss von 3,7 Milliarden Euro ab. Davon fließen laut Weise 3,1 Milliarden Euro in die Rücklage, die damit auf 6,5 Milliarden Euro wächst. Würde diese Summe an die Beitragszahler zurückgegeben, entspräche das einer Beitragssenkung um etwa 0,6 Prozentpunkte. Er könne eine Senkung des Beitragssatzes von derzeit 3,0 Prozent des Lohns aber nicht empfehlen, sagte Weise. Durch eine höhere Rücklage sei die BA gewappnet, in schlechten wirtschaftlichen Zeiten den Beitrag nicht erhöhen zu müssen. Er fühle sich "ausgesprochen wohl", dass die BA "auch für kleine Einbrüche gerüstet" sei.

"Die Arbeitsplätze in Deutschland sind so sicher wie nie", betonte auch Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD). Das Risiko, eine sozialversicherungspflichtige Arbeit zu verlieren, liege bei deutlich unter einem Prozent. Dazu habe "allen Unkenrufen zum Trotz" auch der Mindestlohn beigetragen, zeigte sich Nahles überzeugt. Er schaffe besonders häufig in Niedriglohnbranchen sozialversicherungspflichtige Stellen.

Prognosen für das laufende Jahr

2016 komme es nun darauf an, die "hohe Aufnahmebereitschaft" des Arbeitsmarkts mit dem Potenzial der Menschen zusammenzubringen, die zum Teil schon lange arbeitslos oder als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen seien. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wurde jede zweite der seit Ende der 2000er-Jahre geschaffenen, fast zwei Millionen neuen Stellen von Migranten besetzt. "Migranten haben einen großen Anteil am Rekordstand bei der Beschäftigung in Deutschland heute", sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". Auch 2016 werde ein gutes Jahr für den deutschen Arbeitsmarkt, zeigte er sich überzeugt.

Für 2016 rechnen Experten zunächst mit einer weiteren Abnahme der Erwerbslosigkeit. Im Jahresverlauf erwarten sie aber eine steigende Zahl von Arbeitslosen, wenn immer mehr Flüchtlinge nach einer Beschäftigung suchen. Für das Gesamtjahr 2016 erwarten die Experten neue Höchststände bei der Zahl von Erwerbstätigen und Beschäftigten bei gleichzeitig steigender Arbeitslosigkeit, weil das Arbeitskräfteangebot stark steigt.

Weise verwies auf Einschätzungen des BA-Forschungsinstituts IAB. Deren Experten rechnen damit, dass im Jahresdurchschnitt 2016 etwa 130.000 Flüchtlinge als arbeitslos registriert sind. Am Jahresende könnten es rund 200.000 sein. Im Jahresdurchschnitt steige die Arbeitslosenzahl dadurch insgesamt voraussichtlich um etwa 70.000.