Chinas Währung Yuan wird neben Dollar, Pfund, Yen und Euro zur fünften Welt-Reservewährung. Das beschloss der Internationale Währungsfonds IWF am Montag in Washington. China, hinter den USA, mittlerweile zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, bemüht sich seit Jahren um die Aufnahme in den Kreis der weltweit wichtigen Währungen.
Die Entscheidung wird zum Oktober 2016 wirksam. Faktisch bedeutet sie, dass der Yuan (auch Renminbi genannt) in den IWF-Währungskorb aufgenommen wird. Dieser bildet - entsprechend einer bestimmten Gewichtung - eine Art Kunstwährung, die sogenannten Sonderziehungsrechte (SZR).
Diese wird an keiner Börse gehandelt, sind aber die Basis beispielsweise für internationale Finanzhilfen. Experten erwarten, dass dieser Schritt langfristig eine Zeitenwende und damit das Ende der Dominanz des US-Dollar einläutet.
Was bedeutet die Aufnahme des Yuan konkret?
ANTWORT: Die Währungen des Währungskorbes bilden zusammen - entsprechend einer bestimmten Gewichtung - eine Art Kunstwährung, die sogenannten Sonderziehungsrechte (SZR). Diese Kunstwährung wird an keiner Börse gehandelt, dient dem Währungsfonds aber als Berechnungsgrundlage, etwa für internationale Finanzhilfen. Bei der Gewichtung geht die Aufnahme des Yuan zu Lasten der anderen vier Währungen, vermutlich vor allem zu Lasten des japanischen Yen.
Wird es ruckartige Veränderungen an den internationalen Finanzmärkten geben?
ANTWORT: Nein. Es gibt Experten, die in dem Schritt des Internationalen Währungsfonds eine Zeitenwende und damit das Ende der Dominanz des US-Dollar sehen. Sollte dies tatsächlich eintreten, wird es zumindest nicht schnell gehen. Die Aufnahme des Yuan soll am Montag zwar verkündet werden, wird aber wohl erst im Herbst 2016 in Kraft treten. Die Märkte haben lange Zeit, sich darauf einzustellen. Schon jetzt buhlen internationalen Finanzzentren darum, Handelszentrum für den Yuan zu werden, etwa London und Frankfurt. In der Londoner City gehören Kurse in Mandarin schon seit geraumer Zeit zu den am meisten nachgefragten Fremdsprachen-Unterrichtsformen.
Wie will China den Yuan zur Weltwährung machen?
ANTWORT: Ähnlich wie im globalen Handel verfolgt China auch auf den Finanzmärkten das Ziel, den USA ihre Vormachtstellung streitig zu machen. Den Aufbau des Yuan zu einem ernst zu nehmenden Dollar-Konkurrenten treibt Peking deshalb schon seit Jahren generalstabsmäßig voran. Seit 2009 hat die Volksrepublik über 30 sogenannter "Swap-Abkommen" mit Nationen vor allem in Asien und Afrika geschlossen, mit denen sie nun ihren Handel direkt in den Landeswährungen abwickeln kann.
Wie wichtig ist der Yuan bisher für den globalen Zahlungsverkehr?
ANTWORT: In den vergangenen Jahren hat die Währung eine rasante Aufholjagd hingelegt: Im August 2012 lag der Yuan noch auf Platz zwölf der globalen Zahlungsmittel. Mittlerweile schafft er es bereits auf Platz vier der international am meisten gehandelten Währungen, noch vor dem japanischen Yen. Im Vergleich zum Top-Trio ist der Yuan allerdings noch immer ein Zwerg: Zuletzt wurden 2,79 Prozent der internationalen Zahlungen in Yuan abgewickelt - gegenüber 44,8 Prozent in Dollar, 27,2 Prozent in Euro sowie 8,5 Prozent mit dem britischen Pfund.
Was fehlt dem Yuan noch für den großen Durchbruch?
ANTWORT: Damit der Yuan tatsächlich eines Tages auf Augenhöhe mit dem US-Dollar agieren kann, sind in China noch viele Reformen notwendig. Genau wie der Dollar und der Euro, muss auch der Yuan völlig frei handelbar sein. Das ist bisher nur bedingt der Fall. Wie sehr der Kurs der Währung schwanken darf, darüber entscheidet zu einem großen Teil noch immer der Staat und nicht der freie Markt. Allerdings hat Peking angekündigt, das ändern zu wollen. Einige Experten gehen davon aus, dass China schon im nächsten Fünfjahresplan, der 2016 in Kraft tritt, einen komplett freien Handel des Yuan festlegen könnte.
Bringt ein frei handelbarer Yuan auch Risiken mit sich?
ANTWORT: Für Chinas Wirtschaft schon. Sollten internationale Investoren nach einer Freigabe des Yuan massiv auf eine steigende Währung spekulieren, könnten so in kürzester Zeit riesige Mengen Geld ins Land fließen, was die Gefahr von Spekulationsblasen erhöhen würde. Andererseits könnte ein frei konvertibler Yuan auch dazu führen, dass aus Sorge um die chinesische Wirtschaft große Mengen Kapital aus dem Land abfließen. Auch das würde der Wirtschaft schaden.