"Wir sind überzeugt, dass es höchste Zeit ist, die Mindestlöhne- und Gehälter stärker anzuheben", erklärte gestern Gerald Loidl, Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus und Papier in Kärnten.
1253 Euro netto sind das Ziel
In spätestens fünf Jahren sollen alle Vollzeitbeschäftigten mindestens 1700 Euro brutto im Monat verdienen, das sind 1253 Euro netto, so das Ziel der Gewerkschaft. Deutlich darunter liegen aktuell noch die Angestellten von Ärzten, Rechtsanwälten und Notaren. In der Metallindustrie hingegen liegt der kollektivvertragliche Mindestlohn schon jetzt bei 1770 Euro brutto.
"Für ein selbstbestimmtes Leben braucht es 1700 Euro brutto. Arbeit soll ja Armut vermeiden", sagt Jutta Brandhuber, Regionalgeschäftsführerin der Gewerkschaft für Privatangestellte in Kärnten.
Weil Frauen in einem viel größeren Ausmaß von niedrigen Vollzeiteinkommen betroffen sind, als Männer, sei der Mindestlohn auch ein wichtiger Schritt zur Schließung der Einkommensschere, erklärt die Frauensekretärin der Gewerkschaft der Privatangestellten in Kärnten, Andrea Jörgl.
Wirtschaftskammer warnt vor Jobverlust
Die Wirtschaftskammer hält wenig von der Forderung nach 1.700 Euro Mindestlohn für alle. Aus ihrer Sicht würden "überhöhte Lohnsprünge" Jobs gefährden. Diese Forderung "geht an der Realität des Arbeitsmarkts vorbei", schreibt Martin Gleitsmann, Leiter der sozialpolitischen Abteilung in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), in einer Aussendung.
Die Arbeitskosten seien in Österreich stärker gestiegen als in allen anderen westeuropäischen Ländern. "Das hat zum überproportionalen Anstieg der Arbeitslosigkeit in unserem Land massiv beigetragen", so Gleitsmann. In manchen Branchen gebe es ohnehin einen sozialpartnerschaftlich vereinbarten kollektivvertraglichen Mindestlohn über 1.700 Euro, in anderen wäre dies zu hoch und eine Belastung. Er erinnerte auch daran, dass in Deutschland derzeit angesichts des Flüchtlingszustroms sogar eine Aussetzung des Mindestlohns diskutiert werde.