Die Sozialpartner haben sich am Mittwoch nach einem über 24-stündigen KV-Verhandlungsmarathon auf eine Flexibilisierung der Arbeitszeit und ein Gehaltsplus von 1,5 Prozent für die 120.000 Beschäftigten der Maschinen- und Metallwarenindustrie geeinigt. Die Arbeitgeber zeigten sich über das neue Arbeitszeitmodell erfreut. Die Arbeitnehmer waren mit der Einigung auf die Freizeitoption zufrieden.
Der Chefverhandler der Gewerkschaft, Rainer Wimmer (Pro-Ge), zeigte sich mit dem Ergebnis der Kollektivvertragsverhandlungen zufrieden. "Es hat sich ausgezahlt", sagte Wimmer nach dem Ende der Rekorddauer der Gespräche.
Zeitkonto
Das neue dreistufige Arbeitszeitmodell mit einem Zeitkonto inklusive Zeitzuschlägen sei "sehr innovativ", so Wimmer. "Es ist ein Modell, das der Realität angepasst wurde." Auch die Einführung der bereits öfter diskutierten Freizeitoption - also keine Kollektivvertragserhöhung und dafür mehr Freizeit - wertete er als Erfolg für die Gewerkschaft. Bei der Elektro- und Elektronikindustrie gibt es dieses Modell seit 2014. Der einzelne Arbeitnehmer kann selbst zwischen mehr Geld oder mehr Freizeit wählen. Arbeitnehmer können sich bei der Freizeitoption anstelle der KV-Erhöhung von 1,5 Prozent mehr Freizeit im Ausmaß von zwei Stunden und 15 Minuten pro Monat nehmen - das entspricht rund dreieinhalb Arbeitstagen. Erfreut zeigte sich die Gewerkschaft auch, dass der 31. Dezember in der Maschinen- und Metallwarenindustrie künftig unter Fortzahlung des Entgeltes zur Gänze arbeitsfrei ist.
Arbeitgeber: Abschluss vertretbar
Die Arbeitgeber bezeichneten den KV-Abschluss trotz der "schwierigen Marktlage" als "vertretbar". Das neue flexiblere Arbeitszeitmodell in der Maschinen- und Metallwarenindustrie sei "ganz gut", so Christian Knill, der als Obmann des Fachverbandes der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) die Arbeitgeberseite anführte. Die Arbeitgeber hatten in den vergangen Jahren mehrfach auf eine Flexibilisierung der Arbeitszeit gedrängt. Das neue dreistufige Arbeitszeitmodell soll dieser Forderung nun Rechnung tragen. "Das neue Arbeitszeitmodell hat deutliche Vorteile gegenüber bestehenden", sagte Knill. Man sei "sehr froh" über die Einigung, ein einfacheres Model wäre aber noch besser gewesen. Mit dem neuen Arbeitszeitmodell könnten die Unternehmen "Spitzen oder Unterauslastung besser abdecken" und "Schwankungen besser ausgleichen", erklärte der Arbeitgebervertreter
Arbeitszeitkonto
Auf dem Arbeitszeitkonto können Minus- und Überstunden für ein Jahr angesammelt werden. Bis zu 167 Überstunden können auf dem Konto gesammelt werden, ab Stunde 61 bis 100 gibt es einen Zeitzuschlag von 10 Prozent und darüber hinaus einen Zuschlag von 20 Prozent. Bis zur 60. Stunde gibt es keinen Zuschlag. Insgesamt 40 Stunden können ins nächste Jahr (Durchrechnungszeitraum) mitgenommen werden. Die restlichen Stunden müssten entweder abgebaut oder ausbezahlt werden, hieß es von der Gewerkschaft. Die Arbeitgeberseite wollte Details zum neuen Arbeitszeitmodell noch nicht kommentieren, weil noch nicht alles fixiert ist.
Die Arbeitgeber einigten sich am Mittwoch nach einer Rekordverhandlungszeit von mehr als 24 Stunden in der dritten Verhandlungsrunde. Laut Sozialpartnern wurde bisher bei keiner Metaller-KV-Runde solange verhandelt. Die Mindest- und Ist-Löhne beziehungsweise Gehälter der 120.000 Beschäftigten der Maschinen-und Metallwarenindustrie steigen ab November um 1,5 Prozent. Als Referenz-Inflationsrate in Österreich wurden 1,1 Prozent angenommen. Auch die Lehrlingsentschädigungen sowie Zulagen und Aufwandsentschädigungen werden um 1,5 Prozent erhöht. Auf eine 6. Urlaubswoche für alle nach 25 Jahren Arbeit konnten sich die Sozialpartner nicht einigen. Das Thema bleibt aber auf der Agenda der Gewerkschaft.
"Für beide Seiten vertretbar"
Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl lobte die "Lösungskompetenz" der Verhandler "auch in schwierigen Zeiten". "Es ist der Umsicht und Beharrlichkeit der Verhandlungspartner geschuldet, dass ein guter Kompromiss erzielt werden konnte", bedankte sich Leitl bei den Chefverhandlern Knill und Wimmer. Die Industriellenvereinigung zeigte sich mit dem "für beide Seiten vertretbaren Konsens" zufrieden. Die erzielte Einigung über eine Lohnerhöhung von 1,5 Prozent sei "gerade noch vertretbar", erklärte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) ,Christoph Neumayer, in einer Aussendung. Entscheidender sei aber, dass "es endlich gelungen ist, bei der dringend notwendigen flexibleren Gestaltung von Arbeitszeiten endlich etwas weiterzubringen".