Beim größten Rückruf in der VW-Geschichte wollen die freien Kfz-Werkstätten in Deutschland auf ein Recht auf Teilnahme an der 2016 startenden Aktion. "Allein schon aus Gründen der Kundenzufriedenheit sollte VW das ermöglichen", sagte Manfred Kaufhold vom Bundesverband Freier Kfz-Mehrmarkenwerkstätten am Freitag. Im Abgasskandal geht es in Deutschland um 2,4 Millionen Diesel - ein Riesengeschäft.
Ein Volkswagen-Sprecher sagte, dass erst überprüft werden müsse, welche Werkstätten dabei sein könnten. Dabei gehe es neben technischen Fragen auch um das Nachverfolgen der Aktion, deren Lückenlosigkeit das Kraftfahrtbundesamt (KBA) überwacht. Fest stehe bisher nur, dass die bestehenden Vertragswerkstätten des Konzerns für die anstehenden Nachbesserungen nach Vorgabe des Herstellers autorisiert werden.
Wertvolle Kundendaten
Die freien Kfz-Werkstätten fürchten nicht nur eine Diskriminierung bei den millionenfachen Rückrufarbeiten. Es gehe auch um den Schatz an Kundendaten, die mit der Aktion in den Werkstätten gespeichert werden - und dann später für Werbeanschreiben genutzt werden könnten, etwa um auf anstehende Hauptuntersuchungen hinzuweisen. Laut Kaufhold wechselt ein Großteil der Neuwagenkäufer nach drei Jahren zu einer freien Kfz-Werkstatt und fährt nicht mehr zu den Vertragshändlern.
Bei der enormen Anzahl von Fahrzeugen drohe Wettbewerbsverzerrung, schrieben die freien Kfz-Werkstätten bereits dem VW-Vorstand. Nach VW-Angaben kommen rein rechnerisch mit den aktuell 2.173 Volkswagen-Partnern in Deutschland rund 1.100 zurückgerufene Dieselautos auf jede Werkstatt.
Vertragswerkstätten werden Monate brauchen
Branchen-Insider gehen von durchschnittlich mindestens 90 Minuten Arbeitszeit pro betroffenem Wagen aus, worin neben der eigentlichen Nachbesserung auch die Zeit für Formulare und Dokumentation steckt. Damit ergeben sich gut 200 Arbeitstage für eine Kfz-Arbeitskraft - wenn diese sich ausschließlich mit dem Rückruf beschäftigte.
Je nach Personalschlüssel und räumlichen Werkstattkapazitäten bräuchte also jeder VW-Servicepartner etliche Wochen für die Aktion. "Die muss aber neben dem ganz normalen Tagesgeschäft gewuppt werden", gibt ein Experte zu bedenken. Damit scheinen lange Wartezeiten absehbar.
Neben den knapp 2.200 VW-Partnern gibt es zwar noch eine kleinere, nicht näher bekannte Zahl von autorisierten Servicebetrieben. Diese decken nur die ebenfalls vom Rückruf betroffenen VW-Schwestermarken Audi, Seat, Skoda und VW-Nutzfahrzeuge ab, nicht aber gleichzeitig auch die Kernmarke VW-Pkw. Diese Zahl dürfte aber zu vernachlässigen sein. Die freien Kfz-Werkstätten drängen bereits auf eine Teilnahme am Rückruf.