EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hat den Willen der Europäischen Zentralbank bekräftigt, ihr riesiges Anleihekaufprogramm notfalls zu erhöhen. Das Programm sei flexibel und könne bei Bedarf angepasst werden, sagte Praet im Interview mit der "Neue Zürcher Zeitung" vom Samstag. "Noch wäre dies verfrüht, aber die Risiken in der Weltwirtschaft haben deutlich zugenommen."
Daher habe die EZB Anfang September auch ihre Wachstumsprognosen gesenkt. Diese Anpassung sei aber nicht groß ausgefallen und hauptsächlich der Entwicklung in den Schwellenländern geschuldet, sagte Praet. Zuletzt hat sich das Wirtschaftswachstum in China merklich abgekühlt, was an den internationalen Finanzmärkten für erhebliche Turbulenzen.
Im März mit Geldflut begonnen
Die EZB und die nationalen Zentralbanken haben im März mit den Käufen von Staatsbonds der Euro-Länder begonnen. Mit der Geldflut wollen sie der Wirtschaft unter die Arme greifen und die nach ihrer Sicht gefährlich niedrige Inflationsrate nach oben antreiben. Das gesamte Programm soll bis mindestens September 2016 laufen und dann ein Volumen von 1,14 Billionen Euro haben. Der große Schub blieb bisher aber aus.
Die wirtschaftliche Erholung im Euroraum sei intakt, sagte Praet. Für nachhaltiges Wachstum brauche es Strukturreformen der Regierungen, die Geldpolitik könne dies nicht schaffen. "Wir sehen ermutigende Zeichen im Euroraum und besonders in Ländern wie Spanien und Irland, aber auch in Portugal", sagte der EZB-Chefvolkswirt. Italien habe mit Reformen zwar zu spät angefangen, sei nun aber auf einem guten Weg.
"Sind einen Schritt vorangekommen"
Die Situation in Griechenland ist Praet zufolge immer noch schwierig. "Aber mit dem neuen Hilfsprogramm sind wir einen Schritt vorangekommen", sagte er. Mit Verweis auf die Parlamentswahl am Sonntag in Griechenland wollte er sich nicht weiter zu dem Land äußern. EZB-Präsident Mario Draghi hatte am Freitag bei Griechenland die vollständige Umsetzung der Rentenreform angemahnt.