Die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs geht in ihrer jüngsten Prognose davon aus, dass das Übernagebot an Rohöl deutlich höher ist als ursprünglich angenommen. Hinzu kommt zusätzliches Angebot aus dem Iran. Die Bank rechnet damit, dass die Preise im kommenden Jahr zwischen 45 und 49,5 US-Dollar pro Fass liegen werden. Doch sollte der Überschuss an Rohöl nicht abgebaut werden, sei auch ein Preis von 20 US-Dollar möglich, wie der Börsendienst Bloomberg berichtet.
Doch angesichts des anhaltenden harten Preiskampfs auf dem Ölmarkt könnten sich die Förderung weitere Franking-Vorkommen in den USA nicht mehr rentieren. Die Ölförderung in den USA könnte 2016 infolge der heftigen Preiskämpfe auf dem Öl-Weltmarkt nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) auch zurückgehen.
Auch Russland werde voraussichtlich weniger Öl produzieren. Die Experten in Paris gehen davon aus, dass alle Förderländer außerhalb des Opec-Kartells ihr Angebot im kommenden Jahr zusammen um eine halbe Million Barrel (je 159 Liter) pro Tag zurückfahren. Das wäre der größte Rückgang in mehr als zwei Jahrzehnten, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht. Sie würden dann 57,7 Millionen Barrel pro Tag fördern.
Opec fördert auf Hochtouren
Das Opec-Kartell mit Saudi-Arabien an der Spitze produziert derzeit trotz des massiven Ölpreisverfalls auf Hochtouren und macht der Konkurrenz so das Leben schwer. Den Ausblick für die Vereinigten Staaten korrigierten die Autoren des IEA-Berichts nach unten, weil die Preise für künftige Geschäfte mit Öl, das mit dem sogenannten Fracking aus tiefem Gestein gelöst wird, inzwischen unterhalb der durchschnittlichen Produktionskosten der meisten US-Vorkommen lägen.
Der Ölpreis hat im August ein Sechs-Jahres-Tief erreicht, seit dem Vorjahr hat er sich mehr als halbiert. Die Opec-Strategie, mit hohen Fördermengen die neue Konkurrenz von außen zu verdrängen, scheine aufzugehen, so die IEA. Die vor allem von Saudi-Arabien ausgelöste Ölschwemme ist aber auch unter den Kartellmitgliedern umstritten.
Iran als neuer Player
Nach der gescheiterten Blockade des Iran-Atomabkommens im US-Senat könnte der Ölpreis zudem weiter bergab gehen. "Wie es mit dem Iran weitergeht, ist ein Schlüsselfaktor für den Ölmarkt", sagte Ric Spooner, Analyst beim Finanzdienstleister CMC Markets in Sydney. Als Teil des Deals sollen Sanktionen fallen, die Ölexporte verhinderten.
Angesichts der Neuigkeiten aus Washington gab der Preis bereits weiter nach. Am Freitagmorgen kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent 48,16 US-Dollar, 73 Cent weniger als am Vortag.