Einmal mehr ortet die Arbeiterkammer in ihrem Preismonitor "auffallend teuer bleibendes Einkaufen" in Wien im Vergleich zu Berlin. Der Preisvergleich von 40 Lebensmitteln bei acht Supermärkten und Diskontern in den beiden Hauptstädten hat ergeben, dass Lebensmittel in Wien um rund ein Fünftel mehr kosten als in Berlin, teilte die AK am Freitag mit. Hinweise auf Qualitätsunterschiede gibt es laut AK nicht.
Im Vergleich zum Vorjahr wurde der Einkaufskorb der AK in Wien zwar um 0,4 Prozent billiger, während er in Berlin um knapp zwei Prozent teurer wurde. Trotzdem kostete der Korb, gefüllt mit 40 jeweils preiswertesten Lebensmitteln hierzulande 87,41 Euro und in Berlin nur 72,32 Euro. Besonders große Differenzen stellte die AK bei Hendlhaxen fest, die in Wien je Kilo 6,28 Euro kosteten und in Berlin nur 2,64 Euro. Auch der Preisunterschied bei einem Liter Frischmilch ist bemerkenswert: 0,89 Euro im Vergleich zu 0,51 Euro.
Hohe Unterschiede
"Unsere Vergleiche zeigen seit Jahren hohe Preisunterschiede", sagt AK Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic in einer Aussendung. "Ein Österreich-Aufschlag lässt sich nicht wegleugnen. Das muss genau untersucht werden", fordert Zgubic. "Durch die verhängten Kartellstrafen im Lebensmitteleinzelhandel, bei Molkereien, Brauereiprodukten und alkoholfreien Getränken sehen wir uns grundsätzlich in unserer Kritik bestätigt. Kontrollen bringen etwas. Daher darf man nicht locker lassen."
Die AK fordert auch weiterhin, dass vom Kartellgericht verhängte Geldbußen für den Konsumentenschutz zweckgebunden werden.
Landwirtschaft kritisiert Preismonitor
Angesichts des anhaltenden Preisverfalls bei Milch und etwa auch Schweinefleisch und den jünsgten Bauernprotesten übte die Branche bereits wiederholt Kritik an diesen Preisvergleichen der AK. Derlei Preisvergleiche würden die schwierige Lage für die heimischen Bauern nur verschärften, meinte erst jüngst der steirische Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher. Diese Vergleiche würden nicht berücksichtigen, "dass heimische Bauern höhere Qualitätsstandards und auch höhere Tierhaltungsstandards erfüllen, als es anderswo der Fall ist", so Titschenbacher. „Diese solidarische Grundhaltung sollte auch damit verbunden sein mit der Grundsatzfrage: Wollen wir diese unsere bäuerliche Landwirtschaft in unserem Land, ja oder nein?“
"Nicht aussagekräftig"
"Ist es nicht pervers, wenn ein Liter Milch um 51 Cent verkauft wird?", fragte ÖVP-Bauernbunddirektor Johannes Abentung zum AK-erhobenen Frischmilchpreis in Berlin im Vergleich zum für Wien festgestellten Preis von 89 Cent.
Gerade der Milchpreisvergleich regt die Bauernvertreter besonders auf, erhalten die Milchbauern derzeit schließlich nur rund 30 Cent pro Liter Milch. Ein Preis von 51 Cent wäre, so Abentung, hierzulande auch "hart an der Einstandspreis-Schwelle und damit möglicherweise kartellrechtlich anfechtbar".
Landwirtschaftskammerpräsident Hermann Schultes (ÖVP) kritisierte, dass der AK-Preismonitor "nicht aussagekräftig" sei, schließlich werden unterschiedliche Qualitäten der Lebensmittel nicht berücksichtigt. Auch Kundenkarten- oder Mengenvorteilspreise würden nicht eingerechnet und die "sehr unterschiedliche Produktions- und Handelsstruktur in Österreich und Deutschland völlig ausgeklammert".