Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt ihre Niedrigzinspolitik unverändert fort. Der wichtigste Leitzins, zu dem sich die Banken für eine Woche Zentralbankgeld leihen können, betrage weiter 0,05 Prozent, teilte die EZB am Donnerstag in Frankfurt mit. Bankvolkswirte hatten diese Entscheidung erwartet.
Der Zinssatz zur Spitzenrefinanzierung liegt unverändert bei 0,3 Prozent, der Satz für Bankeinlagen bei der EZB bleibt bei minus 0,2 Prozent. Der Negativzins soll helfen, die Kreditvergabe anzuschieben.
Kampf gegen niedrige Inflation
Die Notenbank kürzte ihre Projektionen für die Jahre 2015 bis 2017, wie EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag in Frankfurt erklärte. Draghi sprach von neuen Risiken sowohl für die Konjunktur als auch für die Preisentwicklung, insbesondere wegen der schwachen Wirtschaft in den Schwellenländern.
Für das laufende Jahr erwartet die Notenbank ein Wachstum von 1,4 Prozent, nachdem im Juni noch 1,5 Prozent erwartet worden waren. 2016 dürfte der Euroraum um 1,7 Prozent wachsen. Das sind 0,2 Punkte weniger als bisher angenommen. Für 2017 wird eine Wachstumsrate von 1,8 anstatt den bisherigen 2,0 Prozent angenommen.
Die voraussichtlichen Inflationsraten wurden ebenfalls durch die Bank gesenkt. Für 2015 reduziert sich die Projektion von 0,3 auf 0,1 Prozent. Im Jahr 2016 dürften die Verbraucherpreise um durchschnittlich 1,1 Prozent steigen, wohingegen bisher 1,5 Prozent angenommen wurden. 2017 rechnet die EZB mit einer Rate von 1,7 Prozent, anstatt bisher 1,8 Prozent.
Die zuletzt weiter gefallenen Energiepreise haben den Kampf gegen die niedrige Inflation erschwert. Seit März versuchen die Währungshüter, die Konjunktur und den Preisauftrieb zusätzlich mit einem gewaltigen Kaufprogramm anzuschieben: Monatlich 60 Milliarden Euro sollen in Staatsanleihen und andere Vermögenswerte investiert werden, insgesamt 1,1 Billionen Euro bis September 2016. Bis zum 28. August hat die EZB in diesem Rahmen allein Staatsanleihen im Gesamtvolumen von rund 289,5 Milliarden Euro erworben.
Investitionen und Konsum
Das frische Geld kommt im Idealfall über Geschäftsbanken in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern an. Das soll Investitionen und Konsum anschieben und so die Konjunktur in Schwung bringen und die Inflation anheizen.
Die Teuerung im Euroraum ist jedoch weiterhin weit vom EZB-Ziel von knapp unter 2,0 Prozent entfernt. Im August verharrte die jährliche Inflationsrate im Euroraum nach Zahlen von Eurostat bei 0,2 Prozent.