Die österreichische Wirtschaftsleistung ist im ersten Halbjahr leicht gestiegen, und dabei hat sich das Wachstum im zweiten Quartal etwas beschleunigt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag von April bis Juni um 0,3 Prozent über dem Vorquartal, bestätigte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Freitag seine erste Schätzung von Ende Juli. Im ersten Quartal hatte das Plus nur 0,2 Prozent betragen.
Im Jahresabstand ist der BIP-Anstieg im zweiten Quartal mit 0,5 Prozent doch etwas kräftiger ausgefallen als die Ende Juli zunächst errechneten 0,4 Prozent. Ansonsten nahm das Wifo diesmal keine Revisionen vor.
Begünstigt wurde das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal durch erste Erholungsanzeichen in der Exportwirtschaft und bei der Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen. Auch die Industriekonjunktur kam langsam in Schwung. Der Privatkonsum sei dagegen verhalten geblieben, so das Wifo in einer Aussendung.
Die privaten Konsumausgaben stiegen nur um 0,1 Prozent, ebenso schwach legte auch die Konsumnachfrage insgesamt zu, obwohl der öffentliche Konsum eine etwas stärkere Dynamik aufwies.
Stagnation bei Importen
Erstmals seit Sommer 2014 erhöhte sich die Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen (+0,5 Prozent) und setzte so laut Wifo positive Impulse; sowohl in Maschinen als auch in Fahrzeuge wurde mehr investiert. Die Nachfrage nach Bauinvestitionen dagegen wurde weiterhin nicht ausgeweitet, wie schon seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Insgesamt wurden die Anlageinvestitionen (Ausrüstung- und Bauinvestitionen) um 0,1 Prozent eingeschränkt.
Die heimische Exportwirtschaft zeigt dem Institut zufolge nun - mit der Konjunkturbelebung im Euroraum - erste Anzeichen einer Erholung. Die Exportnachfrage wuchs um 0,2 Prozent, jene nach Waren wurde dabei, nach einem Rückgang der beiden Quartale davor, wieder leicht gesteigert (+0,1 Prozent). "Bei einer Stagnation der Importnachfrage lieferte der Außenbeitrag einen positiven Wachstumsbeitrag zum BIP", erklärte das Wifo.
Industrie kommt in Schwung
Die Industriekonjunktur kommt in Österreich nach Einschätzung des Instituts langsam in Schwung. Nach der Schwächephase im zweiten Halbjahr 2014 habe sich die Dynamik heuer im zweiten Quartal gegenüber dem Vierteljahr davor etwas beschleunigt (+0,4 Prozent). Ebenfalls positive Beiträge zum Wirtschaftswachstum lieferte der Dienstleistungssektor. Um je 0,4 Prozent legte die Wertschöpfung in den Bereichen Handel, Beherbergung und Gastronomie, Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie Grundstücks- und Wohnungswesen zu. Dämpfend wirkten dagegen Wertschöpfungseinbußen bei Bauwesen (-0,1 Prozent), Kredit- und Versicherungswesen (-0,5 Prozent) sowie Information und Kommunikation (-0,7 Prozent).
Für 29. September ist die nächste vierteljährliche Konjunkturprognose von Wifo und IHS geplant - im Juni gingen die beiden Institute für heuer von real 0,5 bzw. 0,7 Prozent BIP-Plus im Gesamtjahr aus, für 2016 von 1,3 (Wifo) bzw. 1,8 (IHS) Prozent Anstieg. Die Schnellschätzung des Wifo für die BIP-Entwicklung im momentan laufenden dritten Quartal ist für 30. Oktober vorgesehen.