Microsoft hat am Mittwoch mit der Auslieferung seines neuen Betriebssystems Windows 10 in insgesamt 190 Ländern und 111 Sprachen begonnen. Mit dem neuen System will der Softwarekonzern seinen Misserfolg mit der Vorgängerversion Windows 8 vergessen machen und ein neues Kapitel für das bald 30 Jahre alte Betriebssystem aufschlagen.
Microsoft will den grandiosen Flop mit Windows 8 in der Ära von Steve Ballmer abhaken. Das neue System soll nicht nur den PC wieder auf die Erfolgsspur bringen, sondern auch auf Tablet-Computern und Smartphones zum Hit werden.
Microsoft verspricht ein schnelleres System und eine vereinfachte Bedienung. In unabhängigen Testberichten erhielt Windows 10 durchgängig gute Noten.
Nutzer von Windows 7 und Windows 8.1 erhalten das Upgrade auf die neue Software innerhalb eines Jahres kostenlos. Ob das System danach für diese Zielgruppe kostenpflichtig wird, hat Microsoft bisher nicht mitgeteilt. Benutzer eines älteren Windows-Systems wie Vista oder XP müssen beim Upgrade bezahlen. Für den Einsatz in Unternehmen soll Windows 10 ab dem 1. August verfügbar sein.
Die wichtigsten Neuerungen im Überblick:
Anwendungsbereiche. Windows 10 soll sowohl auf klassischen PCs und Laptops als auch auf Smartphones, Tablet-Computern und der Spielekonsole Xbox laufen.
Kosten. Wer die Vorgängerversionen Windows 7 und Windows 8.1 auf dem Computer hat, kann das neue Programm ein Jahr lang kostenlos erhalten - ein Novum für das Unternehmen, das seine Kunden bisher für Software-Upgrades stets zur Kasse gebeten hatte. Hinter dem Gratis-Angebot stehe Kalkül, sagt Branchenkenner Frank Gillet von der Marktforschungsfirma Forrester Research. "Das geht alles in die Richtung, eine Bindung mit den Nutzern aufzubauen." Windows und andere Microsoft-Programme wie die Bürosoftware Office dominieren den klassischen PC-Markt, bei Smartphones und Tablets liegt der Konzern aber deutlich hinter den Konkurrenten Apple und Google. Die einheitliche Windows-Plattform könnte die Popularität von Microsoft-Produkten auch auf anderen Geräten steigern.
Startmenü und Oberfläche. Bei der Entwicklung versuchte Microsoft die Fehler vom Vorgängersystem Windows 8 zu vermeiden, das mit seiner Kacheloptik zu stark auf Geräte mit einem Touchscreen ausgerichtet war und damit Nutzer verprellte. Die Kacheln verschwinden zwar nicht gänzlich, doch das von Nutzern vermisste Startmenü wurde wieder einzuführen. Im Jänner gab Microsoft bekannt, dass sich das neue Betriebssystem auch per Sprachsteuerung bedienen lasse. Mehr als fünf Millionen Testnutzer gaben dem Unternehmen Rückmeldung.
Ziele. Microsoft setzt große Hoffnungen in Windows 10. Im Jahr 2018 soll das neue Betriebssystem auf einer Milliarde Geräten weltweit installiert sein, so das Ziel. Zur Markteinführung plant das Unternehmen am Mittwoch Veranstaltungen in 13 Städten rund um den Globus. Zunächst wird das Betriebssystem nur für bisherige Windows-Nutzer zum Download bereitstehen und auf Microsoft-kompatiblen Geräten vorinstalliert sein. Später im heurigen Jahr soll das Programm auch einzeln zu kaufen sein.
Neuer Browser. Mit Windows 10 kommt auch ein neuer Internet-Browser, der Internet Explorer wird ersetzt. Der neue Browser heißt "Microsoft Edge".
HoloLens. Windows 10 soll es Nutzern erlauben, über alle Geräteklassen hinweg zu interagieren - über Tastatur, Touch, Sprache oder sogar Hologramme. Da HoloLens in Windows 10 integriert ist und jede universale App damit als Hologramm laufen kann, dürfe es Microsoft nicht schwer fallen, die Entwickler davon zu überzeugen, schätzt J.P. Grownder von der Marktforschung Forrester.
Steuerung. Cortana, Microsofts Gegenentwurf zu Apples Sprachassistentin Siri, soll es Entwicklern ermöglichen, neuartige Anwendungen über Software-Grenzen hinweg zu schaffen. Es gibt schon erste Anwendungen der Datenbrille sowie des in Windows 10 integrieren Windows Holographic. Anders als bei Brillen für Virtuelle Realität lassen sich mit dem System virtuelle Objekte in den realen Raum projizieren, bewegen, verschieben und nutzen.