Chinas Aktienmärkte haben trotz massiven Eingreifens der Regierung ihre Talfahrt fortgesetzt - und der Staat stemmt sich gegen die Gefahr heiß gelaufener Börsen für die gesamte Wirtschaft. Der Shanghai Composite Index schloss am Mittwoch um 5,9 Prozent schwächer, nachdem er zuvor mit einem Minus von 8,2 Prozent in den Handel gegangen war.
Der Shenzhen Component verlor 2,94 Prozent auf 11.040,89 Punkte. Beunruhigt von den Einbrüchen kündigten Notenbank und Behörden milliardenschwere Hilfen an.
Hongkong auch im Minus
Die sich zuspitzende Lage an Chinas Festland-Börsen erschütterte auch den wichtigen asiatischen Aktienmarkt in Hongkong. Der dortige Index Hang Seng ging mit einem Verlust von 5,84 Prozent aus dem Handel. In Hongkong trug nach Ansicht von Analysten allerdings nicht nur der Crash in China zu den Kursverlusten bei. Auch die anhaltende Krise in Griechenland beunruhigte die Anleger dort weiterhin.
Auf dem weitgehend abgeschotteten chinesischen Markt spielen die Probleme Griechenlands und Europas keine Rolle. Beobachter sehen in dem aktuellen Crash eine Gegenreaktion auf den spekulativen und vielfach kreditfinanzierten Aktienboom der vergangenen Monate.
Ralley in 2014
Seit dem Sommer 2014 hatten sich die Kurse in Shanghai und Shenzhen mehr als verdoppelt, einige Werte hatten sich sogar verzehnfacht. In den vergangen drei Wochen büßten die Märkte nun mehr als ein Drittel ein.
Fast die Hälfte der Aktien wurde inzwischen vom Handel ausgesetzt, 1.287 Unternehmen wurden am Mittwoch nicht mehr notiert. Das seien 45 Prozent der Papiere im Shanghai Composite und im Shenzhen Component Index mit einem Gesamt-Börsenwert von 2,5 Billionen US-Dollar (2,3 Bill. Euro), berichtete das "Wall Street Journal" anhand entsprechender Daten.
Nach dem erneuten Kursrutsch am Mittwochmorgen verkündeten die Zentralbank und Aufsichtsbehörden umgehend neue Maßnahmen, um die Märkte zu stützen. Chinas Zentralbank versicherte, dem nationalen Kreditgeber China Securities Finance Corporation (CSF) ausreichend Geld zur Verfügung zu stellen, um Wertpapierkäufe zu finanzieren. Die CSF benötige dafür mindestens 500 Mrd. Yuan (73,4 Mrd. Euro), berichtete der Finanzdienst Bloomberg.
Staatsunternehmen halten sich zurück
Um die Stabilität zu sichern, forderte Peking die Staatsunternehmen des Landes dazu auf, keine Aktien mehr zu verkaufen. Auch erleichterten die Aufsichtsbehörden die Regeln für Aktienkäufe durch Versicherungen, die jetzt deutlich mehr Geld in den Markt stecken dürfen, wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldete.
Zugleich verkündete die Terminbörse strengere Regeln, um künftig extreme Schwankungen zu verringern. Die Sicherheitsleistungen wurden erhöht, Möglichkeiten kreditfinanzierter Spekulationen eingedämmt.
Seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise 2008 habe die Regierung in Peking nicht mehr so stark in den Aktienmarkt eingegriffen, schrieben chinesische Staatsmedien. Vor mehr als einer Woche hatte die Zentralbank bereits die Zinsen gesenkt.
Auch waren massive Stützungskäufe getätigt oder neue Börsengänge ausgesetzt worden. Doch konnten die staatlichen Eingriffe den Abwärtstrend an den Märkten bisher nicht verhindern.