Österreichs Wirtschaft kommt nicht über vereinzelte Silberstreifen am Horizont hinaus.
Zurückhaltendes Wachstum – die erwarteten 0,8 Prozent für 2015 sind deutlich hinter dem EU-Schnitt, der bei 1,8 Prozent liegt –, steigende Arbeitslosigkeit oder steigende Lohnstückkosten machen auch der heimischen Unternehmerschaft zu schaffen. Diese schmerzt vor allem der größer werdende Abstand zu Deutschland, das im nächsten Jahr mit 1,9 Prozent Wachstum rechnet.
Erfolgte die wirtschaftliche Entwicklung lange Zeit nahezu kongruent, mit leichten Vorteilen auf österreichischer Seite, könne man heute „nicht einmal im Windschatten der Konjunkturlokomotive Deutschland fahren“, erklären nun unisono der steirische Industrie-Präsident Jochen Pildner-Steinburg und sein Wirtschaftskammer-Gegenüber Josef Herk.
Vorteil Deutschland
Viele industrielle Branchen könnten mit ihren deutschen Pendants in Preisfragen nicht mehr „mithalten“, österreichische Betriebe würden so aus dem Markt gedrängt. Wodurch wiederum „Technologievorsprünge“ auf deutscher Seite entstehen, die man laut Pildner-Steinburg „auch mit unserer an sich hohen Forschungs- und Entwicklungsquote nicht mehr aufholen kann“.
Hierzulande ortet der 67-Jährige ob schwieriger Rahmenbedingungen einen „Investitionsstreik“, gemeinsam mit Josef Herk soll deswegen ein „Weckruf an Politik und Sozialpartner“ losgelassen werden. Angestrebt wird ein „Schulterschluss mit allen reformorientierten Kräften in der Bundespolitik und der Sozialpartnerschaft“.
Neue Sozialpartnerschaft
Teil des Schulterschlusses soll laut Pildner-Steinburg eine „neue Sozialpartnerschaft“ sein – ausgestattet mit einem stärkeren Subsidiaritätsprinzip. Konkret schwebt dem Unternehmer vor, dass Teile der Lohnverhandlung („Der Bereich über dem Kollektivvertrag“) und Arbeitszeitgestaltung verstärkt auf Betriebsebene diskutiert werden. In Deutschland sei eine Flexibilisierung in diesem Bereich ein nachgewiesener Wachstumsbeschleuniger.
Anfang der Woche hatten passenderweise auch der Gewerkschaftsbund und die Arbeiterkammer der Regierung ein Positionspapier mit ihren Ideen zur Sicherung des Industriestandorts übergeben. Neben der Bekämpfung von Steuerflucht und Steuerwettbewerb auf EU-Ebene steht dort auch die Forderung nach „zeitgemäßen Arbeitszeitmodellen, die der höheren Produktivität und den höheren Ansprüchen im Arbeitsalltag gerecht werden“. In der Formulierung geschickt eingebettet ist die Forderung nach kürzeren Arbeitszeiten. Spätestens an dieser Stelle darf an einem raschen Schulterschluss auf Sozialpartnerebene gezweifelt werden.