Kopfpolster oder Sparbuch - bei dem derzeitigen Zinsniveau besteht hier oft kein Unterschied mehr. Alternative Anlageformen, wie Fondssparen sind oft mit einem höheren Risiko verbunden. Eine Lösung dieses Dilemmas versprechen Peer2Peer-Plattformen. In Österreich bietet das deutsche Unternehmen Lendico diesen Service an.

Bis zu 10.000 Euro kann man investieren. Dabei gibt es verschiedene Risikoklassen. A bedeutet bis zu zwei Prozent Ausfallsrisiko, bei E steigt der Wert auf zwölf Prozent. „Viele unserer Kreditnehmer sind etwa Alleinerziehende oder Berufseinsteiger. Banken bieten diesen Kunden lieber teure Überziehungsrahmen an. Auch Unternehmer, die kurzfristig geringe Summen aufnehmen wollen, nutzen unser Angebot, da eine vorzeige Ablösung des Kredits kostenlos ist“, erklärt Dominik Steinkühler, Gründer von Lendico.

Für das Unternehmen sei es allerdings schwierig geeignete Kreditnehmer zu finden. Nur rund sieben Prozent der Anfragen schaffen es überhaupt auf die Plattform. Die Bewertung richtet sich nach der Kreditauskunft der Personen. „Wer bei einer Bank keinen Kredit bekommt, wird auch bei Lendico abgelehnt“, versichert Steinkühler. Dass dieses System das Sparbuch ablösen wird, glaubt auch der Lendico-Gründer nicht. Die Anleger-Zielgruppe sind eher Personen, die höhere Beträge am Girokonto liegen haben. „Das Geld wird dort laufend weniger wert. Und wir bieten eine simple Alternative.“

Hohes Risiko

„Ganz so simpel ist diese Alternative allerdings nicht“, warnt Sandra Battista, Konsumentenschützerin der Arbeiterkammer Steiermark. „Wenn man sich die AGB genau anschaut, gibt es bei so einem Geschäft fünf Beteiligte: den Kreditnehmer, den Kreditgeber, Lendico, Lendico Connect und die Bank Wirecard.“ Diese Bank braucht Lendico, um in Österreich und Deutschland arbeiten zu können.

Battista: „Drei der fünf Geschäftspartner tragen kein Risiko und verdienen prächtig.“ Der Kreditgeber andererseits könnte alle verlieren. Er erwirbt eine Unterbeteiligung, die ihm einen Teil der künftigen Zahlungen der Kreditnehmer zuspricht. Wird nicht gezahlt, ist das Geld weg. „Das Risiko liegt alleine beim Investor. Lendico hat sogar einen Haftungsausschluss in den Bedingungen.“

Das Unternehmen wehrt sich gegen den Vorwurf. Steinkühler: „Wir schildern klar aus, dass es bei uns keine Einlagensicherheit gibt und das ganze Kapital verloren gehen kann.“

Spekulation

Doch nicht nur das hohe Risiko stört die Konsumentenschützerin. „Die Einteilung in Klassen A bis E suggeriert, dass Kredite der Kategorie A sicher wären. Mit einem Ausfallsrisiko von zwei Prozent ist man allerdings schon im Bereich der Spekulation.“ Außerdem sei die Verzinsung sehr niedrig, wenn man das Risiko bedenkt.

Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes, sieht in Lendico auch eher ein Angebot für versierte Anleger. Für konservative Sparer seien klassische Bankprodukte besser geeignet. Hier gibt es Schutzmechanismen, wie die Einlagensicherung. „Doch, wenn man bereits Vermögen aufgebaut hat, kann man auch mal ins Risiko gehen. Außerdem soll man sich vor Innovationen auch nicht verschließen.“

Spannend wird die Frage, ob Peer2Peer-Kredite unter das neue Alternativfinanzierungsgesetz fallen. Dann könnten Anleger nur noch maximal 5000 Euro investieren. „In Deutschland sind wir im Kontakt mit der Regierung. Wir bieten doch ein deutlich sichereres Produkt als Crowdfunding-Plattformen“, sagt Lendico-Gründer Steinkühler. Aber es sei auch klar: Man werde sich allen gesetzlichen Vorschriften beugen.