Fast seine gesamte bisherige Berufskarriere hat Hannes Ametsreiter (48) bei der Telekom Austria absolviert. Im kommenden Jahr hätte er sein 20-Jahre-Jubiläum bei der TA gefeiert. Mit seinem Abgang Ende Juli geht sich nun nicht mehr aus. Dennoch war er der längstdienende Chef des Unternehmens seit dem Börsengang im Jahr 2000.

Der gebürtige Salzburger studierte zunächst in seiner Heimatstadt Publizistik und Sport und absolvierte nach seiner Promotion ein MBA-Studium in Kalifornien. Bereits 1996 wechselte er vom Konsumgüter-Konzern Procter & Gamble in Wien zur mobilkom Austria AG in die Telekom-Branche.

Anfang 2001 zog Ametsreiter als Vertriebschef in den Vorstand der Telekom Austria (damals eine Schwesterfirma der mobilkom) unter Boris Nemsic ein. 2006 wurde Nemsic Chef des gesamten Telekom-Konzerns und machte Ametsreiter Mitte 2007 zum Konzern-Marketingvorstand. Am 1. Jänner 2009 wechselte Ametsreiter an die Spitze der Festnetz-Sparte der TA Austria AG.

Zum Generaldirektor

Als Nemsic im März 2009 überraschend das Unternehmen verließ und zum russischen Mobilfunker VimpelCom wechselte, übernahm Ametsreiter von ihm die Führung im Zweier-Vorstand der TA-Gruppe.

Im selben Jahr wurde seine Tochter geboren. In seinem Abschiedsschreiben an die Mitarbeiter erklärte Ametsreiter heute, die Telekom habe zu "meinem privaten Familienglück erheblich beigetragen, da ich meine Frau Marie-Helene hier kennenlernen durfte".

Als Nachfolger von Boris Nemsic musste Ametsreiter aber einen guten Teil seiner Arbeitszeit den Aufräumarbeiten nach einer Korruptionsaffäre im Zusammenhang mit dubiosen Aufträgen an den Lobbyisten Peter Hochegger widmen. Ametsreiter selbst ging aus der Affäre unbeschadet hervor, ebenso aus einem Skandal um Kursmanipulationen im Jahr 2004, für die mehrere hochrangige Telekom-Manager verurteilt wurden.

Laufende Ermittlungen

Nach wie vor nicht abgeschlossen sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien in der "Causa Burgtheater", auch gegen Ametsreiter selbst, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag auf APA-Anfrage bestätigte. Im Raum steht der Verdacht von Schmiergeldzahlungen.

Unter Ametsreiters Führung erfolgten auch wesentliche Weichenstellungen für die Telekom Austria: Er fusionierte 2010 die getrennten Festnetz- und Mobilfunkgesellschaften in Österreich zur A1 Telekom Austria AG und vergangenen Herbst wickelte er die eine Milliarde schwere Kapitalerhöhung ab.

Prägend für die Zukunft des Unternehmens war zuletzt der Einstieg des mexikanischen Telekom-Konzerns America Movil des Milliardärs Carlos Slim. Die Mexikaner bauten ihre Beteiligung in mehreren Schritten aus und kontrollieren das Unternehmen nun mit einer Mehrheit von 59,7 Prozent. Die Staatsholding ÖBIB hält 28,4 Prozent und hat laut Syndikatsvertrag das Vorschlagsrecht für den neuen Generaldirektor, den Nachfolger Ametsreiters.