Lufthansa-Chef Carsten Spohr sieht Wien als wichtiges Drehkreuz für Eurowings, die neue Billigairline des deutschen Luftfahrtkonzerns. Wien sei ein guter Markt für Eurowings. "Die Kostenstruktur der AUA erlaubt uns, die Flugzeuge hier mit AUA-Crews zu bereedern. Und aufgrund der Attraktivität Wiens für Touristen gibt es hier einen Lowcost-Markt", sagte Spohr der "Presse am Sonntag".
Daher werde die Zahl der Flugzeuge in Wien sicher noch steigen, so der Konzernchef. Außerdem werde das AOC, die Betriebsgenehmigung für Eurowings, in Österreich angesiedelt werden. "Das habe ich Verkehrsminister Stöger (Alois, SPÖ, Anm.) persönlich mitgeteilt." Die Lufthansa will alle zusätzlichen Eurowings-Flüge unter einem österreichischen AOC betreiben. "Die flugbetriebliche Zulassung des neuen Eurowings wird in Wien sein, die österreichischen Behörden werden damit für die Genehmigungsverfahren zuständig sein und die Flugzeuge die Österreich-Kennung durch Europa tragen", erläuterte Spohr. Der irische Konkurrent Ryanair macht es ähnlich mit einem irischen Kennzeichen.
Drittgrößte Billigairline in Europa
Die neue Billigschiene des Lufthansa-Konzerns, in der auch Germanwings aufgeht, soll Spohr zufolge "schnell mehr als 100 Flugzeuge haben und zur drittgrößten Billigairlines Europas aufsteigen". Betriebsstätten von Eurowings werde es aber in verschiedenen Städten geben. "Neue Jobs bei Eurowings entstehen dort, wo die Flugzeuge stationiert sein werden."
Vom neuen AUA-Chef Kay Kratky, der ab August das Steuer bei der österreichischen Lufthansa-Tochter übernimmt, erwartet Spohr, die "neue Austrian" weiterzuentwickeln. "Dazu zählt etwa die österreichische Gastfreundschaft an Bord." Dass die AUA nach der Sanierung die niedrigsten Kosten im Konzern hat, sei ein wichtiger Schritt in eine profitable Zukunft. "Gewinn entstehen aber nicht nur durch niedrige Kosten, sondern auch durch entsprechend hohe Erlöse. Und diese müssen jetzt noch erreicht werden", so Spohr.
Jaan Albrechts AUA-Bilanz
Die Austrian Airlines sollen nach Angaben Spohrs keine Billigairline werden. "Die AUA bleibt ganz eindeutig Teil unserer Premiumstrategie." Auch der Fokus der Lufthansa bleibe auf dem Premiumsegment. "Da erzielen wir 70 Prozent unserer Umsätze." Heuer wolle der gesamte Luftfahrtkonzern ein operatives Ergebnis über 1,5 Milliarden Euro ausweisen und einen freien Cashflow generieren. "Gleichzeitig wollen wir unsere Gesamtinvestitionen aus dem eigenen Cashflow tätigen." Die Lufthansa habe mehr als 260 Flugzeuge bestellt, "da ist klar, welche Summen wir zu stemmen haben".
Der scheidende AUA-Chef Jaan Albrecht indes zog im Ö1-Interview eine positive Bilanz über seine Zeit bei der österreichischen Lufthansa-Tochter, wenngleich er noch nicht von Sanierung sprechen will. "Wir sind wahrscheinlich über den größten Berg, aber Österreich als Alpenland hat viele Berge vor sich." Es würden schwarze Zahlen geschrieben, das sei eine gute Ausgangsposition.