Was machen die Supermärkte mit dem Brot, das nicht verkauft wird?“, fragte eine Leserin. Wie die Kleine Zeitung berichtete, geben viele Handelsketten Lebensmittel an karitative Organisationen weiter – natürlich auch Brot. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit.
Bei Spar, Rewe und Hofer wird der Großteil des Brots in der Filiale aufgebacken. Vor allem, um das Sortiment bedarfsgerecht gestalten zu können und Überproduktion zu vermeiden. Dennoch lassen manche Filialen sich auch von regionalen Bäckern beliefern. Der Kunde hat dann die Wahl: Brot, das direkt aus dem Ofen kommt, oder abgepacktes Brot des lokalen Produzenten.
„Die Produkte der Bäcker bleiben dann liegen“, beklagt Heinz Regula, Bäcker und Innungsmeister der Lebensmittelgewerbe. „Wir beobachten, dass wieder überdimensional bestellt wird. Die Supermärkte wollen, dass auch am Abend die Regale voll sind.“
Das Problem: Die Ware wird auf Kommission bestellt, nicht verkauftes Brot muss der Bäcker zurücknehmen, ohne einen Cent dafür zu bekommen. Regula: „Im Wettbewerb der Supermarktketten werden die kleinen und mittleren Betriebe aufgerieben.“
Bauern und Futtermühlen
Und was machen die Bäcker mit dem alten Brot? „Nicht wegschmeißen“, versichert Regula. Abgepackte Semmeln können noch zu Brösel verarbeitet werden. Die meisten Bäcker haben Abmachungen mit Bauern, die das Brot als Tierfutter nutzen.
Tatsächlich landet der Großteil des Altbrots in Österreich in der Assmann-Mühle in Guntramsdorf und wird zu Tierfutter verarbeitet. „Eine richtige Bezahlung gibt es bei uns nicht“, sagt Geschäftsführer Herbert Poinstingl. Der Preis für Tierfutter richtet sich nach dem Getreidepreis. Neben Transport und Trocknungskosten bleibt für die Bäcker nur wenig übrig. „Den Bäckern können wir höchstens einen Anerkennungspreis geben.“ Die Kalkulation ist so eng, dass es sich für die Mühle schon nicht mehr auszahlt, altes Brot aus der Steiermark zu holen.
Ausstieg aus Streckengeschäft
Bis vor vier Jahren hat auch die Firma Sorger ihr Altbrot als Tierfutter an Assmann weitergegeben. „Inzwischen haben wir einen Abnehmer in Hartberg“, sagt Albin Sorger-Domenigg junior. „Doch der Preis deckt nicht im Geringsten die Herstellungskosten.“ Bei frischem Brot auf Kommission könne man nicht mehr vernünftig kalkulieren. Deshalb werde das Unternehmen ab Sommer die Handelsketten nur noch mit Rohlingen und Tiefkühlprodukten beliefern. „Es ist mir ein Anliegen, dass weniger Brot weggeworfen wird.“ Die Überproduktion aus den eigenen Geschäften wird teilweise vergünstigt verkauft oder geht an gemeinnützige Vereine.
Die Bäckerei Martin Auer ist schon vor drei Jahren aus dem „Streckengeschäft“ ausgestiegen. „Wir konnten seither die Retourware drastisch reduzieren“, sagt Martin Auer. Das Unternehmen hat mit „Pane“ einen eigenen Verein, der das „Brot von gestern“ günstig abgibt. „Was auch hier nicht verkauft wird, geht an einen Biobauern. Der füttert seine Schweine damit und wir bekommen dafür Würste.“