Überraschend deutliche Worte: US-Notenbankchefin Janet Yellen hat Spekulationen zerstreut, sie könnte angesichts der jüngsten Konjunkturschwäche die Zinsen doch erst 2016 anheben. Sie gehe davon aus, dass die Federal Reserve die Zinswende sehr wohl noch in diesem Jahr einleiten werde, sagte Yellen am Freitag in Providence. Schließlich sei die US-Wirtschaft auf gutem Weg, das schwache erste Quartal abzuschütteln.
Sie erwarte demnächst wieder freundlichere Wirtschaftsdaten, der Gegenwind für die US-Konjunktur lasse nach. "Deshalb denke ich, wird ab irgendeinem Punkt in diesem Jahr eine erste Zinsanhebung angemessen sein - sofern sich die Wirtschaft wie erwartet weiter erholt." Maßgebend für den Zeitpunkt seien weiterhin die jeweils aktuellen Konjunkturdaten.
Schritt wird an Börsen erwartet
Am US-Aktienmarkt notierten die Kurse auch nach der Yellen-Rede kaum verändert zum Vortag. Schon zuvor hatten die jüngsten Inflationsdaten auf eine Zinserhöhung noch 2015 hingedeutet. Dies entspricht weitgehend den grundsätzlichen Erwartungen, die die Börsianer seit Monaten haben. Schließlich hatte Yellen im März gesagt, die Fed wolle 2015 die Zinsen erhöhen, sollte es keine negativen Überraschungen aus der Wirtschaft geben.
Unerwartet maue Konjunkturdaten hatten dann tatsächlich in den vergangenen Wochen bei manchem Volkswirt die Frage aufkommen lassen, ob die Fed die Wirtschaft doch lieber noch etwas länger mit extrem günstigen Zins-Konditionen stützen könnte. Die Zinsen in den USA liegen seit mehr als sechs Jahren nahe Null Prozent. Das und jahrelange Anleihen-Käufe der Fed hatten den US-Aktienmärkten in der Vergangenheit zu Rekordhöhen verholfen.
Zinserhöhung in kleinen Schritten
Yellen bekräftigte am Freitag, dass es bei der angepeilten Zinsanhebung sehr wahrscheinlich kleine Schritte geben werde. Es werde Jahre dauern, bis die Zinssätze dann wieder auf einem "normalen" Niveau lägen.