Obwohl die Gewinne der 20 führenden börsennotierten Unternehmen Österreichs 2014 im Schnitt gesunken sind, sind die Vergütungen ihrer Vorstandsvorsitzenden gestiegen. Das liegt vor allem am höheren Fixeinkommen, während die durchschnittliche variable Vergütung zurückgegangen ist, zeigt eine Untersuchung der auf Managervergütungen spezialisierten deutschen Unternehmensberatung hkp Group.
Die Direktvergütung (Grundvergütung plus variable Vergütung) der Vorstandschefs stieg um 4,7 Prozent, während die Gewinne um 41,6 Prozent fielen. Die Festvergütung, die also unabhängig vom Unternehmenserfolg gezahlt wird, legte sogar um 14 Prozent zu. "Da kann man den Aufsichtsräten nur ein schlechtes Zeugnis ausstellen", sagte hkp-Partner Michael Kramarsch am Dienstag im Gespräch mit der APA. Denn so werde der Unternehmenserfolg auch künftig nicht richtig widergespiegelt. "Die Verantwortung für die Vorstandsvergütung liegt beim Aufsichtsrat", betont der Experte. Über zwei Jahre - seit 2012 - ist die Diskrepanz noch deutlicher: In diesem Vergleich stieg die Entlohnung um 2,7 Prozent, die Gewinne fielen aber um satte 69 Prozent.
Von 17 ganzjährig tätigen ATX-Vorstandschefs haben sechs über 2 Mio. Euro Direktvergütung erhalten. Das Durchschnittseinkommen stieg von 1,53 auf 1,61 Mio. Euro, wobei die Entlohnung zwischen 700.000 und 2,7 Mio. Euro schwankt, rechnete Studienautor Björn Hinderlich vor. Zum Vergleich: im STOXX, der die Europäischen Top-Unternehmen umfasst, liegt die Durchschnittsgage bei 6 Mio. Euro. Vergleicht man aber die Unternehmensgrößen, dann ist die Entlohnung im ATX international angemessen, meint Kramarsch. Im DAX verdienen die Vorstandschefs übrigens zwischen 1,99 Mio. und 15,8 Mio. Euro.
Wenig Transparenz
Kramarsch kritisiert die Veröffentlichungspraxis der Vorstandsvergütungen heftig. Mit Ausnahme des "Musterschülers" OMV, der auch international bestehen würde, sei Österreich da noch in der "Transparenzsteinzeit". Man sehe bei den meisten Firmen die Nebenleistungen, die Abgeltung der Altersvorsorge nicht, oft könne man nicht einmal so einfach unterscheiden, ob variable Lohnanteile einjährig oder mehrjährig ausgezahlt werden. "Es mangelt der Vergleich, denn der lebt davon, dass sie Äpfel auf einer geeichten Waage vergleichen können". Wenn man die Vergütungsberichte nicht nebeneinander legen könne, dann hätten Aktionäre und Medien keinen Einblick.
Der Internationale Standard würde den Ausweis einzelner Vergütungselemente, die Zuordnung zu den Gewährungsjahren und den Ausweis von Nebenleistungen und Altersvorsorge verlangen. In der perfekten Welt würden auch die konkreten Vergütungsflüsse, die Maximal- und die Zielvergütung veröffentlicht, damit Aktionäre und Öffentlichkeit sehen können, wie die Entlohnung im Vergleich zur Firmenperformance läuft.
Nimmt man nur die Direktvergütungen, dann war OMV-Chef Gerhard Roiss 2014 mit 2,7 Mio. Euro Spitzenverdiener unter den ATX-Chefs, knapp gefolgt von Andritz-Chef Wolfgang Leitner mit 2,65 Mio. Über 2. Mio. Euro lagen auch Voest-Chef Wolfgang Eder (2,46 Mio.), Immofinanz-Chef Eduard Zehetner (2,17 Mio.), Wienerberger-Chef Heimo Scheuch (2,12 Mio.) und Post-Chef Georg Pölzl (2,05 Mio.). Schlusslicht unter den ganzjährig beschäftigten ATX-Vorstandsvorsitzenden war Bruno Ettenauer von der CA Immo mit 700.000 Euro. Ein Spezialfall ist das Vorstandsduo des Flughafens Wien, die beide nicht als Vorsitzende geführt werden und daher in dieser Aufstellung nicht vorkommen. Sie erhielten jeweils knapp 450.000 Euro.