Die Österreichische Post AG will ihren Anteil bei der türkischen Aras Kargo im kommenden Jahr von 25 auf 75 Prozent aufstocken. Für den Hälfteanteil plant Post-Chef Georg Pölzl zwischen 100 und 150 Millionen Euro auszugeben, sagte er am Dienstag vor Journalisten in Wien. Für das deutsche Sorgenkind trans-o-flex befindet sich die Post auf Partnersuche, ein Komplettverkauf ist aber nicht geplant.
Das Familienunternehmen Aras Kargo ist mit einem Marktanteil von rund 25 Prozent die Nummer zwei am türkischen Paket-Markt, laut Pölzl "gut profitabel" und wachse zweistellig. Je nach Wechselkurs liege der Umsatz von Aras zwischen 270 bis 280 Millionen Euro. Über Aras werden rund 100 Millionen Pakete und Dokumente verschickt. Im Vergleich zu Österreich liegen die Paket-Ausgaben in der Türkei pro Kopf nur bei einem Drittel.
"Hoffen, dass die Familie an Bord bleibt"
Die derzeitige Unternehmenschefin Evrim Aras will der Post-Chef nach der Mehrheitsübernahme weiterhin als CEO halten. "Wir hoffen, dass die Familie und sie an Bord bleiben", sagte Pölzl am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. Für die Aras-Mehrheitsübernahme hat die Post eine Kaufoption. Eine Kapitalerhöhung für die Finanzierung der Übernahme ist aber nicht geplant. Die Post will den Kauf aus eigener Kraft stemmen.
Nicht so positiv entwickelt sich das deutsche Post-Tochterunternehmen trans-o-flex. Mehrmals musste der Firmenwert bereits abgeschrieben werden. Das Unternehmen bewegt sich mit einem Umsatz von einer halben Milliarde Euro beim Ergebnis an der Nulllinie. Derzeit werde nach einem "strategischen Partner" gesucht, erklärte Pölzl. Es habe Gespräche, aber "noch keinen Durchbruch" gegeben. Einen Komplettverkauf schloss er aber aus. Die trans-o-flex-Gruppe hat im Jahr 2014 rund 54 Millionen Sendungen in Deutschland und 27 weiteren Ländern Europas zugestellt, darunter auch temperatursensible Arzneimittel. Der deutsche Paketmarkt ist laut Pölzl der "wettbewerbsintensivste" Paket-Markt in Europa mit minimalen Wachstum und keiner Erhöhung der Preise seit zwölf Jahren.
Durch eine im vierten Quartal 2014 vorgenommene Abwertung in Höhe von 38,9 Millionen Euro reduzierte sich der Firmenwert der trans-o-flex Gruppe auf 49,4 Millionen Euro, heißt es im aktuellen Geschäftsbericht. Im Jahr davor musste eine Wertminderung der Gesellschaft von 27 Millionen Euro vorgenommen werden.
Post-BAWAG-Kooperation langfristig angelegt
Ein möglicher Verkauf der BAWAG hat laut dem Post-Chef keine Auswirkungen auf den Gemeinschaftsbetrieb der rund 500 Post/BAWAG-Filialen. Der aktuelle Kooperationsvertrag laufe bis 2019 und darüber hinaus. Die Partnerschaft sei "langfristig" angelegt. An einem BAWAG-Anteilskauf ist Pölzl nicht interessiert. "Wir wollen nicht ins Bankgeschäft."
Die Österreichische Post AG konnte im Vorjahr das Periodenergebnis um 18,4 Prozent auf 146,8 Millionen Euro steigern. Der Umsatz legte um 0,2 Prozent auf 2,37 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis pro Aktie stieg von 1,82 auf 2,17 Euro, der Cashflow blieb mit 152 Millionen Euro stabil.
Angetrieben vom Online-Handel erwartet Pölzl heuer ein Wachstum im Paket-Geschäft von rund 5 Prozent. Von Paketzusteller-Mitbewerbern mit Niedriglöhnen will sich die Post mit "Qualität" abheben. Neben dem größten Paket-Kunden Amazon hofft Pölzl vermehrt auch auf österreichische Einzelhändler. Diese hätten im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz noch einen Nachholbedarf im Online-Handel.