Trotz besserer Konjunkturaussichten will die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Anleihe-Kaufprogramm wie geplant durchziehen. "Unser Fokus wird auf der vollen Umsetzung unserer Maßnahmen liegen", sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Mittwoch in Frankfurt. "Diese Maßnahmen werden zu einer weiteren Verbesserung der Konjunkturaussichten beitragen."

Draghi trat damit Spekulationen entgegen, wonach die EZB ihr vor allem in Deutschland umstrittenes Programm drosseln könnte.

Die Währungshüter hatten im März mit dem Kauf von Staatsanleihen begonnen. Es ist ein Volumen von rund 1,1 Billionen Euro eingeplant. Das Programm soll bis September 2016 laufen. Mit der Geldflut sollen Investitionen angeregt und die Gefahr einer Deflation - einem für die Wirtschaft schädlichen Preisverfall auf breiter Front - eingedämmt werden.

Die Konjunkturaussichten hatten sich zuletzt merklich aufgehellt. Der Internationale Währungsfonds erhöhte gerade seine Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in der Eurozone in diesem Jahr von 1,2 auf 1,5 Prozent, für 2016 von 1,4 auf 1,6 Prozent.

Geld bleibt extrem günstig

Die Europäische Zentralbank hält zudem den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent. Das beschloss der EZB-Rat wie erwartet am Mittwoch in Frankfurt. Damit können sich Geschäftsbanken weiterhin extrem günstig mit frischem Zentralbankgeld versorgen.

Zugleich verlangen die Währungshüter von den Geldinstituten aber nach wie vor einen Strafzins von 0,2 Prozent, wenn diese Geld über Nacht bei der EZB parken. Damit will die Notenbank die Kreditvergabe ankurbeln.

Das frische Zentralbankgeld kommt im Idealfall über die Geschäftsbanken in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern an. Das könnte Investitionen und Konsum anschieben und so die Konjunktur in Schwung bringen. Die EZB will zudem einen Absturz in eine Deflation verhindern: Sinken die Verbraucherpreise über einen längeren Zeitraum auf breiter Front, könnte das die Konjunktur ausbremsen. Denn Unternehmen und Konsumenten könnten Investitionen aufschieben in der Hoffnung, dass es bald noch billiger wird.

Rückgang der Preise hat sich abgeschwächt

Noch sinken die Preise im Euroraum, aber der Rückgang hat sich zumindest abgeschwächt - nach Einschätzung der EZB auch dank ihres entschlossenen Handelns. Volkswirte jedoch warnen: Die Notenbank könnte in nicht allzu ferner Zukunft Probleme bekommen, in ausreichendem Umfang Wertpapiere für ihr Kaufprogramm zu bekommen.

Denn die EZB hat sich selbst bestimmte Grenzen gesetzt: Sie will nicht mehr als 25 Prozent einer einzelnen Emission aufkaufen und höchstens ein Drittel der Anleihen eines einzelnen Staates. Die Renditen der Papiere sollen nicht unter minus 0,2 Prozent fallen. Die große Nachfrage der EZB drückt jedoch die Renditen.