Deutschlands zweitgrößte Airline ist unter Druck. Finanzspritzen des Großaktionärs Etihad hielten die Niki-Mutter Air Berlin bisher über Wasser. Nicht nur die Verluste bereiten Sorgen, auch vom Verkehrsministerium droht Ungemach für die Partnerschaft mit den Arabern.
Die Fluggesellschaft Air Berlin versucht sich nach dem größten Verlustjahr ihrer Geschichte frisches Geld zu beschaffen. "Unsere Leute sind derzeit am Finanzmarkt unterwegs", sagte ein Sprecher des kriselnden Lufthansa-Konkurrenten am Freitag und bestätigte damit Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus dem Umfeld des Unternehmens. Es gehe um routinemäßige Neufinanzierungen.
Es sei nicht geplant, dass die arabische Großaktionärin Etihad wie vor einem Jahr eine Millionensumme über eine Wandelanleihe zuschieße, betonte der Sprecher. Deutschlands zweitgrößte Airline steckt seit Jahren in der Krise und wird von Finanzspritzen des arabischen Großaktionärs Etihad über Wasser gehalten.
Über 350 Millionen Euro Nettoverlust
Air Berlin hatte die Vorlage des Jahresabschlusses für 2014 wie schon ein Jahr zuvor im letzten Moment von März auf Ende April verschoben. Der Nettoverlust soll vorläufigen Zahlen zufolge zwischen 362 Millionen und 387 Millionen Euro betragen. Im Vorjahr hatte die Gesellschaft 316 Millionen Euro Minus geschrieben. Etihad zeichnete daraufhin 2014 eine unbefristete, nachrangige Wandelanleihe über 300 Millionen Euro, die sich Air Berlin als Eigenkapital zurechnen kann. Insgesamt sackte das Eigenkapital nach internationalen Bilanzierungsregeln Ende 2014 nach jüngsten Angaben dennoch auf minus 400 bis 450 Millionen Euro in den Keller.
Die Araber dürften die von ihnen gezeichnete Wandelanleihe faktisch nicht in neue Aktien eintauschen, weil ihr Anteil an Air Berlin von zuletzt 29,21 Prozent sonst auf mehr als 30 Prozent steigen würde. Dann müssten sie ein Übernahmeangebot für die komplette Gesellschaft abgeben. Kämen mehr als 50 Prozent von Air Berlin in ausländische Hand würde die Gesellschaft nicht mehr als deutsche Fluglinie gelten und viele Verkehrsrechte verlieren. Diese waren jedoch für die Araber der Hauptgrund, bei Air Berlin einzusteigen.