Nach Zalando drängt der nächste Online-Händler in Deutschland an die Börse. Der Münchener Internet-Babyausstatter windeln.de will mit seinem Börsengang bis zu 200 Millionen Euro einsammeln, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Bis zu 120 Millionen sollen der Finanzierung der weiteren Expansion dienen, der Rest geht an die Gründer und Wachstumsfinanzierer der fünf Jahre alten Firma.

Mit Blick auf Zukäufe sagte Geschäftsführer Alexander Brand, einer der zwei Firmengründer, zu Reuters: "Wir führen verschiedene Diskussionen, aber es ist noch nichts spruchreif." Von der offiziellen Ankündigung bis zur Erstnotiz dauert es in der Regel vier Wochen. Festgelegt hat sich windeln.de nur darauf, dass der Börsengang noch 2015 über die Bühne gehen soll.

Immobilien-Firmen auch in Startlöchern

Seit Jahresbeginn haben trotz des Höhenflugs an den Börsen nur der Kabelanbieter Tele Columbus und der finnische Kleinkreditanbieter Ferratum den Sprung an die deutsche Börse gewagt. Doch eine ganze Reihe von Firmen steht schon in den Startlöchern, um in den nächsten Wochen ebenfalls einen Börsengang in Frankfurt anzukündigen. "Der europäische IPO-Markt hat lange unter der Schulden- und Konjunkturkrise in Europa gelitten, entsprechend viele Unternehmen warten auf eine günstige Gelegenheit für den Börsengang", sagte kürzlich Martin Steinbach, Listing-Experte der Unternehmensberatung EY. "Europa entwickelt sich aktuell zur weltweit dynamischsten IPO Region." In den USA hielten sich die Unternehmen dagegen wegen der bevorstehenden Zinswende zurück.

In Deutschland stehen vor allem Immobilienfirmen Schlange, um vor der Sommerpause den Sprung zu schaffen. Am konkretesten sind Finanzkreisen zufolge die Pläne der Wohnungsgesellschaft BGP, die 300 bis 500 Millionen Euro einsammeln könnte. Etwas kleiner könnte der Börsengang des Berliner BGP-Rivalen ADO ausfallen. Beide haben bereits Investmentbanken mandatiert. Das gilt auch für die frühere Deutsche-Bahn -Immobilien-Tochter Aurelis, die aber erst nach dem Sommer an der Reihe sein dürfte. Die Rückkehr des Parfümeriekonzerns Douglas an die Börse wird eher im zweiten Halbjahr erwartet, Banker spekulieren aber bereits auf einen Zeitpunkt vor der Sommerpause. Das Unternehmen wird mit rund drei Milliarden Euro bewertet, so dass der Finanzinvestor Advent und die Eigentümerfamilie Kreke mit einem Milliardenerlös rechnen könnten. Der Autovermieter Sixt will bis zum Sommer über einen Börsengang seiner Leasing-Tochter entscheiden.

Windeln.de mit über 100 Millionen Euro Umsatz

Wer wann tatsächlich den Sprung wagt, hängt auch vom Erfolg von windeln.de ab. Das Unternehmen vertreibt unter anderem Windeln, Nahrung und Spielzeug für Babys und Kleinkinder. 2014 hat sich der Umsatz auf 101 Millionen Euro mehr als verdoppelt, davon mehr als die Hälfte in China. Im ersten Quartal 2015 waren es schon 35,6 Millionen Euro. Der Internet-Shop unter der namensgebenden Marke sei vor Steuern und Zinsen schon 2014 profitabel gewesen. Insgesamt machte windeln.de im vergangenen Jahr aber netto fast zehn Millionen Euro Verlust.

Finanzkreisen zufolge schwebt windeln.de eine Börsenbewertung von 500 bis 600 Millionen Euro vor, so dass 30 bis 40 Prozent der Aktien nach dem Börsengang im Streubesitz wären. Größte Aktionäre sind der britische Technologie- und Wachstumsfinanzierer DN Capital (24,3 Prozent) und Acton Capital (19,5 Prozent), die vom Münchener Medienkonzern Burda maßgeblich finanziert wird. Burda hatte den Online-Tierfutterhändler Zooplus an die Börse gebracht.