Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zu Beginn ihres umfangreichen Kaufprogramms von Staatsanleihen und anderer Wertpapiere die Märkte mit rund 60 Milliarden Euro geflutet. Im März lag das Volumen nach Angaben eines EZB-Sprechers bei knapp 61 Milliarden Euro, wenn man Käufe von Staatsanleihen, Pfandbriefen ("Covered Bonds") und Hypothekenpapieren ("ABS") zusammenrechnet.
Dies liegt knapp über der Zielmarke der Währungshüter, die damit der Wirtschaft im Euroraum auf die Sprünge helfen wollen. Bis zum 3. April kaufte die EZB alleine Staatsanleihen für 52,5 Milliarden Euro. Damit verlangsamten die Währungshüter allerdings ihr Tempo leicht. Denn in der Woche bis Karfreitag erwarben sie Titel für 11,5 Milliarden Euro, zuvor waren es 14,7 Milliarden Euro.
Die EZB hatte am 9. März ihre große Geldflut für das Bankensystem gestartet. Das Gesamtvolumen des in einigen Ländern durchaus umstrittenen Programms, das im Fachjargon "QE" (Quantitative Easing) genannt wird, liegt bei rund 1,14 Billionen Euro. Pro Monat sieht es insgesamt Käufe von rund 60 Milliarden Euro vor. Zentralbank-Chef Mario Draghi will mit dem unkonventionellen geldpolitischen Schritt nach dem Vorbild der US-Notenbank Fed die Kreditvergabe der Banken beflügeln, was der Konjunktur im Währungsraum zugutekommen soll.
Teuerung noch weit vom Zielwert entfernt
Die aktuell sehr niedrige Inflation in der Eurozone soll auf diese Weise wieder nach oben getrieben werden und sich der EZB-Zielmarke von knapp unter zwei Prozent nähern. Mit minus 0,1 Prozent im März lag die Teuerung zuletzt weit davon entfernt.
Das Kaufprogramm soll bis September 2016 laufen - auf jeden Fall aber so lange, bis die Inflationsrate im Währungsraum wieder den Vorstellungen der EZB entspricht. EZB-Direktor Yves Mersch betonte, die Teuerung werde nach Einschätzung der Zentralbank 2017 auf 1,8 Prozent klettern. Notfalls könnte die EZB ihr Kaufprogramm auch ändern, signalisierte Mersch in einem im Voraus veröffentlichten Interview mit der "Börsen-Zeitung". "Wenn wir allerdings sehen, dass wir überziehen, dann wäre es natürlich angebracht sich zu fragen, ob wir unseren Plan anpassen müssen."
Renditen der Staatsanleihen gesunken
Laut Programm können maximal 33 Prozent der ausstehenden Anleihe-Schulden eines Landes erworben werden. Zudem dürfen nur bis zu 25 Prozent eines einzelnen Schuldtitels aufgekauft werden. Zugelassen sind Bonds mit einer Bonitätsnote von mindestens "BBB-" - das ist etwas über dem sogenannten "Ramsch-Niveau", das Investoren vor einem hohen Ausfallrisiko warnt. Griechische und auch zypriotische Anleihen sind momentan nicht Teil des Programms.
Die Renditen vieler europäischer Staatsanleihen sind inzwischen auch durch die massiven Käufe weiter gesunken. So hat etwa Spanien erstmals bei einer Versteigerung von kurzlaufenden Staatspapieren Geld verdient. Das Kalkül der EZB: Wenn Banken im Zuge der weiter sinkenden Renditen Staatstitel verkaufen, werden sie freiwerdende Gelder dann stärker für die Kreditvergabe einsetzen. Damit dürfte letztlich auch die Teuerung wieder anziehen.