Die Banken in der Eurozone haben deutlich mehr billiges Geld bei der EZB abgerufen als von Volkswirten erwartet. 143 Geldhäuser sicherten sich bei der dritten längerfristigen EZB-Kreditlinie, die im Fachjargon TLTRO genannt wird, insgesamt 97,8 Mrd. Euro, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Frankfurt mitteilte.
Befragte Volkswirte hatten lediglich mit 40 Mrd. Euro gerechnet. Die Währungshüter hatten im Juni 2014 beschlossen, das Finanzsystem mit mehreren dieser größeren Geldsalven in Schwung zu bringen.
Die hohe Nachfrage nach den TLTRO-Geldspritzen signalisiert Volkswirten zufolge, dass sich die Konjunkturerholung in der Eurozone auch langsam auf die Kreditwirtschaft auswirkt. "Die Daten legen nahe, dass die Bereitschaft zur Kreditvergabe wächst", kommentierte James Knightley vom Bankhaus ING die Zahlen. Zwar gebe es noch keinen deutlichen Anstieg der Kreditvergabe, die Verfügbarkeit und die Nachfrage nach Krediten verbessere sich jedoch. Christian Lips, Volkswirt bei der NordLB sprach von einem verhalten positiven Signal. "Viel entscheidender ist aber der Erfolg des Staatsanleihen-Kaufprogramms der EZB." Denn dadurch komme Monat für Monat verlässlich und planbar Liquidität in den Markt.
60 Milliarden Euro pro Monat
Die europäischen Währungshüter hatten Anfang vergangener Woche ihr über eine Billion Euro schweres Programm zum Ankauf von Staatsanleihen der Euro-Länder gestartet. EZB-Chef Mario Draghi will damit die Konjunktur im Währungsraum ankurbeln und die Inflation wieder in Richtung der Zielmarke der Zentralbank von knapp unter zwei Prozent hieven. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg - lag doch die Teuerung in Februar noch bei minus 0,3 Prozent. Bis September 2016 plant die Zentralbank pro Monat Staatsbonds und andere Papiere im Volumen von 60 Milliarden Euro zu erwerben.
Das nun abgerufene TLTRO-Geschäft ist das dritte dieser Art. Im Dezember sicherten sich 306 Banken aus den Euro-Ländern rund 130 Mrd. Euro. Beim ersten Geschäft dieser Art im September waren es etwa 83 Mrd. Euro von 255 Banken.