Der Wettbewerb am Strom- und Gasmarkt hat sich 2014 auch bei den Haushaltskunden belebt, die flexibler werden und ihren Energielieferanten öfter wechseln, so die Regulierungsbehörde E-Control. Beim Wettbewerb sieht man hier aber weiter Verbesserungspotenzial. Die niedrigen Großhandelspreise würden nicht ausreichend an Kleinkunden weitergegeben, die E-Control sieht heuer noch Preissenkungen.
Die steigende Mobilität der Kunden angesichts der Einsparpotenziale, Aktivitäten wie die Energiekosten-Stop-Aktion des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) und auch abnehmende Bedenken der Kunden bezüglich eines Anbieterwechsels hätten auf die angestammten Versorger Druck ausgeübt. Seit 2013 habe es insgesamt 46 Preissenkungen bei Strom und 13 bei Gas gegeben, so E-Control-Vorstand Martin Graf heute, Montag, bei einer Pressekonferenz zum Jahresbericht 2014.
Von den niedrigeren Preise profitiert hätten demnach 2,7 Millionen Haushalte (63 Prozent) bei Strom und 1,1 Millionen Haushalte (81 Prozent) bei Gas. Das bedeute eine gesamte Ersparnis von 135 Mio. Euro (berechnet für 12 Monate ab der Preissenkung). Das Einsparpotenzial liege aktuell mit bis zu 520 Euro im Jahr beim Wechsel vom angestammten Versorger zum günstigsten Strom- und Gasanbieter so hoch wie noch nie. Die höchsten Preise gebe es in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien.
Die niedrigeren Strom-Großhandelspreise - sie sanken seit 2008 im Jahresdurchschnitt um 54 Prozent - würden aber an die Haushalte sowie kleinere und mittlere Unternehmen weniger stark weitergegeben als an Großkunden. Es sei zu hoffen, dass dieser Unterschied geringer werde, so E-Control-Vorstand Walter Boltz. Die Preise für Haushalte könnten noch um 5 bis 10 Prozent sinken.
Auch Gaspreise sollten sinken
Man sei derzeit generell in einer Phase nachhaltig niedriger Energiepreise. Die Strom-Großhandelspreise lägen derzeit bei 35 Euro je Megawattstunde (MWh). Kurzfristig könne es zu Volatilitäten kommen, nachhaltig würden sie aber niedrig bleiben. Die E-Control rechne auch mit sinkenden Gaspreisen.
Seit der Marktöffnung Anfang des Jahrtausends haben rund 930.000 Haushaltskunden ihren Strom- oder Gaslieferanten gewechselt. Es könnten fast noch einmal so viele werden, geht aus einer aktuellen Umfrage im Auftrag der E-Control hervor. Von den 1.000 Befragten kann sich demnach ein Viertel jener, die noch nie gewechselt haben, einen Lieferantenwechsel vorstellen. Das entspreche einem Potenzial von zusätzlich 890.000 wechselwilligen Haushalten. Das sei ein durchaus relevantes Potenzial, so Boltz.
Auch die Einfachheit des Wechsels werde den Kunden stärker bewusst, so die E-Control. 83 Prozent der Befragten, die bereits gewechselt haben, waren mit der Einfachheit zufrieden oder sehr zufrieden. Rund 60 Prozent gaben an, dass der Wechsel "leichter als gedacht" gewesen sei.
Rekordwerte beim Anbieterwechsel
Im Vorjahr lag die Wechselrate bei den Haushaltskunden bei Strom bei 3,7 Prozent, nach 1,7 Prozent 2013. Bei Gas waren es 4,6 Prozent, nach 2,4 Prozent. Fast 160.000 Haushalte haben im Vorjahr ihren Stromanbieter gewechselt, rund 59.000 Haushalte haben sich einen neuen Gaslieferanten gesucht. Insgesamt haben rund 268.000 Haushalte und Unternehmen den Strom- und Gaslieferanten gewechselt, mit Wechselraten von 3,5 Prozent (Strom) bzw. 4,6 Prozent (Gas) wurden laut E-Control für österreichische Verhältnisse absolute Rekordwerte erzielt.
Für einen funktionierenden Wettbewerb braucht es nach Einschätzung der E-Control allerdings Wechselraten von 10 bis 15 Prozent zumindest für einige Jahre. "Wir sind noch nicht dort, wo man sagen kann, der Markt funktioniert", so Boltz. In Tschechien beispielsweise lägen die Wechselraten bei 7 Prozent.
Die Energierechnung besteht aus drei Teilen: Dem reinen Energiepreis - nur hier ist ein Lieferantenwechsel möglich -, dem vom Standort abhängigen Netztarif sowie Steuern und Abgaben. Graf wies darauf hin, dass Reduktionen beim Energiepreis oder Netztarif auf der Energierechnung durch steigende politische Kosten und Fördermaßnahmen wie etwa Ökostromabgabe oder KWK-Pauschale kompensiert werden könnten.
Start für Whistleblower-Plattform
Die österreichische Energieregulierungsbehörde E-Control hat eine Whistleblower-Plattform gestartet, bei der ab sofort anonym Fälle von Insiderhandel, Markmanipulation oder ein Wettbewerbsverstoß im Strom- und Gasbereich gemeldet werden können. Die E-Control betont die Anonymität: "Auch wir können den Melder nicht identifizieren", so E-Control-Vorstand Walter Boltz.
Man rechne nicht mit hunderten Meldungen, aber doch mit dem einen oder anderen Hinweis, erklärte Boltz heute in einer Presssekonferenz zum Jahresbericht 2014. Ein Verweis zu der Plattform ist auf der Homepage der E-Control unter www.e-control.at/whistleblower zu finden.
Als hilfreich erachtet die E-Control vor allem Hinweise zu Wettbewerbsdelikten wie Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung oder Preisabsprachen, Fälle von Insiderhandel oder Marktmanipulation sowie Verstöße gegen Unbundling-Vorschriften zwischen Netzbetreibern und Lieferanten - wie Diskriminierung, Weitergabe von vertraulicher Informationen vom Netzbetreiber an den Lieferanten oder auch Quersubventionierungen.