Die AUA-Mutter Lufthansa beschleunigt ihren Konzernumbau einem Insider zufolge mithilfe von Unternehmensberatern. Derzeit werde zusammen mit Spezialisten von McKinsey ein Plan zur strafferen Organisation des Unternehmens entwickelt, sagte ein Konzerninsider am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. "Es gibt Überlegungen, die Managementstrukturen anzuschauen." Betroffen könnte auch die AUA sein.

Geprüft werde unter anderem, ob die Lufthansa eine Hierarchiestufe streiche, um den Informationsfluss im Unternehmen zu verbessern. Zudem sollten Bereiche wie die Netzplanung oder das Erlösmanagement, die teilweise über die verschiedenen Konzern-Airlines verstreut sind, zentralisiert werden. Unter Dach und Fach solle der neue Plan im zweiten Halbjahr sein, sagte der Insider.

Arbeitsprogramm zur Neuorganisation

Ein Lufthansa-Sprecher bestätigte, dass der Vorstand ein entsprechendes Arbeitsprogramm zur Überprüfung der Organisation beschlossen habe. Details wollte er nicht nennen. Das "manager magazin" hatte zuerst über das Thema berichtet. Dem Magazinbericht zufolge sollen wichtige Aufgaben wie die Netzplanung und das Erlösmanagement der einzelnen Konzern-Fluglinien wie Lufthansa, AUA und Swiss zentralisiert werden.

Während die Lufthansa bisher stark auf die Eigenständigkeit ihrer Töchter baute, solle künftig deutlich mehr zentral erledigt werden. Inwieweit durch den Umbau weitere Arbeitsplätze wegfallen, sei noch offen.

Wien wird Eurowings-Basis

Die Lufthansa baut derzeit nicht nur das Management um, sondern treibt den Ausbau neuer Billig-Airlines unter dem Namen Eurowings voran, um Rivalen wie Easyjet oder Turkish Airlines Paroli zu bieten.

Eurowings, die neue Billigmarke des Lufthansa-Konzerns, startet jedenfalls in Wien. Es sei die erste Eurowings-Basis außerhalb Deutschlands, teilte die AUA-Mutter am Mittwoch mit. Die Lufthansa stationiert dafür ab dem Herbst 2015 vorerst zwei Flieger am Flughafen Wien, die Piloten und Flugbegleiter werden von der Austrian Airlines (AUA) gestellt, auch die Bodenabfertigung übernimmt die AUA. "Auf Wunsch und in enger Absprache" mit der AUA sollen zunächst zwei Flugzeuge des Typs Airbus A320 dort stationiert werden und Punkt-zu-Punkt-Verbindungen auf Europa-Strecken anbieten. Die Flugzeuge sollen in den Farben der neuen Eurowings fliegen. Die Lufthansa verweist in ihrer Aussendung explizit auf den neuen AUA-Kollektivvertrag für das Bordpersonal, der diese Zusammenarbeit möglich mache. Zum Vergleich: Bei der Lufthansa sind Management und Gewerkschaften von einer Einigung meilenweit entfernt und die Piloten weiter in Streiklaune.

Zusätzliche Destinationen

Eurowings soll in Wien zusätzliche Destinationen anbieten, bei der AUA sollen - zumindest vorerst - keine Verbindungen gestrichen werden. Das Angebot sei "komplementär", betonte ein AUA-Sprecher gegenüber der APA. Pro Flugzeug ergibt sich den Angaben des Sprechers zufolge ein zusätzlicher Personalaufwand von 50 Mitarbeitern. Ob und wie viele neue Leute die AUA aufnehmen wird, werde derzeit geprüft.

AUA und Lufthansa wollen damit den Konkurrenzkampf gegen die Billigflieger in Wien verstärken. Vor allem die Air-Berlin-Tochter Niki und die Low-Cost-Carrier EasyJet und Vueling machen dem Lufthansa-Konzern in Wien zu schaffen. Mit dem "Wings"-Konzept will die Lufthansa wettbewerbsfähig bleiben und mit den Ticketpreisen der Konkurrenz mithalten.

"Logische Basis"

AUA-Chef Jaan Albrecht hatte sich zuletzt für eine Eurowings-Basis in Wien stark gemacht. Wien wäre - wie Brüssel - eine "logische Basis", sagte er kürzlich. Neben den Eurowings-Plänen in Wien stemmt die AUA derzeit mit eigenem Personal und Fliegern die Regional-Offensive der Schweizer Schwesterfluglinie Swiss. Auch werden seit längerem Flüge für die Lufthansa und die belgische Schwester Brussels durchgeführt. Durch den radikalen Sparkurs, den Albrecht vor zweieinhalb Jahren einläutete, ist die AUA mittlerweile die Lufthansa-Airline mit der niedrigsten Kostenstruktur.

AUA-Boss Jaan Albrecht
AUA-Boss Jaan Albrecht © APA/HERBERT PFARRHOFER

Der harte Wettbewerb am Himmel untergräbt derzeit das Geschäft der Lufthansa: Voriges Jahr senkte der Konzern zwei Mal die Gewinnprognose. Für 2014 rechnet Europas größte Luftfahrtgruppe um die Marken Lufthansa, AUA und Swiss nun mit einer Milliarde Euro operativen Gewinn.