Die Stromrechnung fällt für Österreichs Haushalte seit Jahresbeginn etwas höher aus. Grund dafür sind vor allem gestiegene Ökostromkosten, in einigen Regionen haben sich auch die Netztarife erhöht. Mit einem Lieferanten-Wechsel könnten viele Kunden die höheren Ökostromkosten mehr als kompensieren, so E-Control-Vorstand Walter Boltz. Bei den Energiepreisen sieht er einen Flexibilisierungstrend.
Die Stromrechnung besteht aus drei Teilen: Dem reinen Energiepreis, den Netztarifen sowie Steuern und Abgaben. Ein Lieferantenwechsel ist nur beim reinen Energiepreis, möglich. Der Netztarif hängt vom Standort ab und muss von der Regulierungsbehörde E-Control genehmigt werden. Zu den Abgaben zählen unter anderem die Ökostromförderung und die Energieabgabe.
Höhere Ökostromförderung
Für einen durchschnittlichen Haushaltskunden mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden (kWh) hat sich die jährliche Stromrechnung im Österreich-Schnitt mit dem Jahreswechsel um 2,75 Prozent oder 19 Euro auf 713 Euro verteuert, geht aus Daten der E-Control hervor. Der Anstieg ist praktisch zur Gänze auf den Anteil der Steuern und Abgaben zurückzuführen, während Netztarife und Energiepreise weitgehend stabil blieben.
Grund für die Steigerungen bei Steuern und Abgaben um rund 8 Prozent ist vor allem die höhere Ökostromförderung. Ein Durchschnittshaushalt zahlt dafür heuer rund 100 Euro, nach rund 80 Euro im Vorjahr. Aufgrund der niedrigen Strompreise am Großhandelsmarkt ist die über Förderungen zu finanzierende Lücke zwischen Marktpreis und dem Einspeisetarif, den die Anlagebetreiber erhalten, größer geworden. Zudem steigt die Zahl der Ökostrom-Anlagen.
Geld sparen durch Lieferantenwechsel
Durch einen Wechsel des Energielieferanten kann sich ein österreichischer Stromkunde aktuell bis zu fast 200 Euro im Jahr sparen, betont Boltz.
Der Anteil der Steuern und Abgaben an der gesamten Stromrechnung wird immer größer. Aktuell sind es im Österreich-Durchschnitt rund 37 Prozent. Der Energiepreis macht rund 35 Prozent aus und die Netztarife rund 28 Prozent. Bei den Energiepreisen bewege man sich in Richtung Flexibilisierung, so Boltz.
Angesichts der Priorität der Erneuerbaren bei der Stromeinspeisung werde es wohl weiter immer mehr Stunden mit Stromüberschüssen geben. Längerfristig ist für Boltz für Haushalte auch eine Art verbrauchsunabhängige Flat-Rate denkbar. In den nächsten drei bis fünf Jahren werde es wohl noch keine 100-prozentige Flat-Rate geben, zeitabhängige Stromtarife dürften aber häufiger werden. Bei zeitabhängigen Tarifen gibt es keinen einheitlichen Stromtarif mehr, sondern er ist beispielsweise in Zeiten mit Stromüberschüssen relativ niedrig und zu Zeiten mit generell hohem Verbrauch und/oder geringer Wind- und Sonnen-Stromproduktion hoch. Erleichtert wird die Einführung solcher Tarifmodelle durch die sogenannten "intelligenten" Stromzähler (Smart Meters). Es könnte bei stark steigenden Überschüssen sogar Zeiten geben, in denen man den Kunden etwas für die Stromabnahme zahlt, so Boltz.
Die Stromnetztarife sind im Österreich-Durchschnitt mit einer leichten Steigerung um 0,26 Prozent weitgehend stabil geblieben, haben sich aber regional unterschiedlich entwickelt. Maßgebliche Erhöhungen gab es unter anderem in Klagenfurt (plus 6,3 Prozent), der Steiermark (5,5 Prozent) und Wien (2,9 Prozent), Verbilligungen unter anderem in Linz (minus 9,5 Prozent) und Oberösterreich und Niederösterreich (je minus 2,8 Prozent).