Ein Bericht über die Mitarbeiter-Überwachung durch einen Sportartikel-Diskonter sorgt bei der Gewerkschaft für Empörung. Das Magazin profil schreibt über einen 42 Jahre alten (Ex-)Mitarbeiter der britischen Kette Sports Direct, der sich wegen eines Burn-Out-Syndroms im Langzeit-Krankenstand befand. Der Mann sei dann von einem Privatdetektiv beschattet worden, den der Arbeitgeber engagiert habe. Auf das Auto des Mitarbeiters wurde für einige Tage ein GPS-Ortungsgerät montiert.
Dann kam es zu einer fristlosen Entlassung des Mitarbeiters. Krankenstandmissbrauch kann eine "Fristlose" begründen. Der Detektiv war engagiert worden, um dem Mitarbeiter genesungswidriges Verhalten nachzuweisen.
Verstoß gegen Menschenwürde
Diese "Praktiken der Überwachung von Beschäftigten durch Detektivbüros im Auftrag von Unternehmen sind ungesetzlich und verstoßen gegen die Menschenwürde", sagt GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian. Ein Arbeitsprozess steht an.
Das "profil" listet einzelne Überwachungsschritte auf, die als Beilage im Arbeitsgerichtsprozess dienen, den der 42-Jährige gegen die Kette Sports Direct führt. Es geht um die Frage, ob der Mitarbeiter zu Recht fristlos entlassen wurde oder nicht. Im Prinzip geht es vor allem auch darum, wie weit Firmen Mitarbeiter überwachen dürfen - wo beginnt die schützenswerte Privatsphäre und endet das legitime Kontrollinteresse.
Im konkreten Fall wurde am Privatauto des Mitarbeiters auch ein GPS-Ortungsgerät angebracht. Die Gewerkschaft sagt, sie stelle "in jüngster Zeit in ihrer Beratungstätigkeit die Häufung solcher ungesetzlicher Praktiken der Überwachung fest". Man gehe davon aus, dass die Entlassung zurückgenommen werden müsse und prüfe Schadenersatzansprüche. Katzian forderte den Diskont-Sporthandelskette auf, derartige "Bespitzelung von Beschäftigen sofort einzustellen".
"Wir geben zu anhängigen Verfahren generell keine Kommentare ab", sagt Thomas Bittermann, Österreich-Geschäftsführer von Sports Direct laut dem Magazinbericht. "Einzig eine allgemeine Bemerkung: Was machen Sie als Dienstgeberin mit einem Arbeitnehmer, der ein Jahr in Krankenstand ist - und Sie Hinweise erhalten, dass der Arbeitnehmer es sich dabei recht gut gehen lässt?", will Bittermann wissen.
Auf 29 Seiten samt Fotos listete ein Detektiv auf, was die
Zielperson in nur sechs Tagen Ende Oktober/Anfang November alles unternahm. Im Krankenstand war der Mann, der auch Filialen leitete, mit Unterbrechungen seit Jänner des Vorjahres gewesen. Anfang November wollte er zurückkehren - da bekam er die Entlassung auf seinen Tisch. Die Gewerkschaft äußert den Verdacht, der Sportartikel-Diskonter suche nur Vorwände, um Mitarbeiter loszuwerden.
Sports Direct hat in Österreich die ehemalige Eybl- und
Sports-Experts-Kette übernommen. Aus der Verlustzone ist man bisher nicht draußen. Im Rumpfgeschäftsjahr 2013/14 (1. September bis 30. April) habe das Unternehmen einen Bilanzverlust von 36,79 Mio. Euro und einen Periodenverlust von 17,8 Mio. Euro erlitten, schrieb das "WirtschaftsBlatt" zuletzt.