Die Sekthersteller befinden sich gerade in der heißesten Phase des Jahres. Das bevorstehende Weihnachts- und Silvestergeschäft lässt in der Branche buchstäblich die Korken knallen, macht sie etwa die Hälfte bis zwei Drittel des Jahresumsatzes in dieser Zeit. Heuer werben die Produzenten noch mehr um die Gunst der Kunden, denn die im März wiedereingeführte Sektsteuer macht ihnen zu schaffen.
Seit März kostet die Flasche Sekt um 90 Cent (inklusive Mehrwertsteuer) mehr. Der Durchschnittspreis je Flasche lag davor bei 3,74 Euro. "Eine Verteuerung macht sich hier sofort bemerkbar", sagt Benedikt Zacherl, Sprecher des Sektherstellers Schlumberger. Eine Flasche Prosecco kostet im Schnitt 3 Euro. Prosecco und Frizzante sind von der Steuer nicht betroffen.
Laut Daten des Marktforschers Nielsen ging der Sektabsatz im Lebensmittelhandel (ohne Diskonter) von Jänner bis September um rund sieben Prozent zurück. Nur das dritte Quartal (Juli bis September) betrachtet, brach der Absatz bei Sekt um 25 Prozent ein. "Wir führen das 1:1 auf die Schaumweinsteuer zurück", lässt Zacherl keine andere Interpretation zu. Beim Handelskonzern Rewe (Billa, Merkur usw.) verweist man darauf, dass Kunden im Sommer generell mehr zu Prosecco als Sekt griffen, der ja nicht von der Steuer betroffen ist. Der Absatz von Prosecco/Frizzante stieg im dritten Quartal laut Nielsen um 3,3 Prozent. Jener von Champagner ging um 2,2 Prozent zurück.
Verstärkte Werbung
"Wir haben heuer in dem Wissen, dass die Rahmenbedingungen härter sind, ein stärkeres Paket geschnürt als in den letzten Jahren", so Zacherl. Das Werbebudget wurde kräftig erhöht, unter anderem ein TV-Spot und neue Geschenkpackungen sollen die Konsumenten zu mehr Sekt greifen lassen. Auch bei Henkell überlässt man nichts dem Zufall und launchte einen neuen Werbespot.
Während das Sekthaus Schlumberger mit seinen Marken Schlumberger, Goldeck und Hochriegl in einem durchschnittlichen Monat einige hunderttausend Flaschen Sekt verkauft, sind es von Oktober bis Dezember einige Millionen. Dass die Sektsteuer nun die gewünschten Millionen ins Budget spült, wird von den Herstellern stark bezweifelt. "Die vor der Einführung geäußerten Befürchtungen haben sich bestätigt: Der Aufwand ist höher als das Ergebnis", meinte Oskar Wawschinek vom Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie.
Geringe Steuereinnahmen
Von Jänner bis Oktober hat die Sektsteuer 3,9 Millionen Euro eingebracht. Das geht aus Aufzeichnungen des Finanzministeriums hervor. Eingeplant waren für das heurige Jahr 36 Millionen Euro. "Selbst mit viel Fantasie geht sich das nicht aus. 12 oder vielleicht 15 Millionen Euro, mehr wird da nicht reinkommen", vermutete Schlumberger-Sprecher Zacherl. Schlumberger wetterte von Beginn an stark gegen die Sektsteuer - sie kam trotzdem. "Aus unserer Sicht stellt die Sektsteuer eine Diskriminierung der Gattung Sekt dar, denn Sekt, der meist in Österreich seinen Ursprung hat, wird so einseitig zugunsten aller anderen moussierenden Weine benachteiligt", stieß Manfred Heinzl von der Sektkellerei Henkell ins selbe Horn.
Was die Steuer tatsächlich bringe, könne man derzeit noch gar nicht seriös sagen, entgegnete SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer. Die entscheidende Zeit habe gerade erst begonnen. Dass die Steuer bis jetzt erst 3,9 Millionen Euro einbrachte, führt man im Finanzministerium auch auf vorgezogene Einkäufe zurück, nachdem bekannt wurde, dass sie mit März eingeführt wird. Auf eine Abschaffung deutet derzeit jedenfalls nichts hin, auch wenn die Hersteller drängen. "Wenn man schon von einer Steuerreform redet, dann wäre das ein guter Anlass, um auch das zu begradigen", hofft Wawschinek.
"Ich habe noch nie im Parlament was gehört davon, dass sie wieder abgeschafft werden soll", sagt Krainer.