2004 hatte der gelernte Software-Ingenieur Gerhard Oleschko junior den Fliesenhandel Leeb von der Gründerfamilie als Quereinsteiger übernommen. Jetzt, zehn Jahre später, ist der finanzielle Boden des Kärntner Traditionsunternehmens aufgerissen. Gestern musste Oleschko Insolvenz anmelden – mit 5,3 Millionen Euro Schulden am Buckel.
Schon in den letzten Monaten und Jahren lief es nicht gut. Die Filialen in Klagenfurt, Wolfsberg, Brunn am Gebirge und Graz, wo sich seit Kurzem die Firmenzentrale befindet, litten unter hohen Forderungsausfällen von Großkunden und Häuslbauern, die 90 Prozent der Kundschaft ausmachen. Dazu kam die schlechte Bau-Konjunktur, „und wir kamen als ihr verlängerter Arm nun zeitverzögert zum Handkuss“, sagt Oleschko, der auch alleiniger Gesellschafter ist.
Trend gegen die Fliese
Von 2012 auf 2014 ging der österreichweite Fliesenbedarf von 16 Millionen Quadratmetern auf zwölf Millionen Quadratmeter zurück. Die Fliese hat – etwa durch Spezialplatten oder wasserfeste Wandfarben – alternative Konkurrenzprodukte bekommen. Badezimmer werden längst nicht mehr auf Raumhöhe verfliest. Die hohen Investitionen in den Schauraum in Brunn am Gebirge schmälerten die Eigenkapitalquote weiter, Leeb musste zuletzt von 48 auf 30 Mitarbeiter schrumpfen, was wiederum hohe Abfindungszahlungen kostete. Gleichzeitig sank der Umsatz: von 6,3 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 3,8 Millionen Euro 2013. Nun wurde die Hausbank, der Leeb alleine 1,7 Millionen Euro schuldet, nervös.
20 Prozent für 167 Gläubiger
Doch Oleschko möchte das seit 1969 bestehende Unternehmen weiterführen. Er plant, seine 167 Gläubiger mit einer 20-prozentigen Quote zu bezahlen – innerhalb von zwei Jahren. Er will alle Filialen behalten und beteuert: „Die Geschäfte bleiben ganz normal geöffnet. Es gibt keine Lieferverzögerungen. Für Privatkunden ändert sich nichts.“ Insolvenzverwalter ist Anwalt Arno Lerchbaumer aus Graz. Oleschko baut auf den neu entflammten Trend zur Bodenheizung und den dadurch gegebenen Fliesenbedarf. Auch neue Naturoptik-Fliesen liegen im Trend – vor allem mit geringer Verfugung. Es gäbe sogar schon Fliesen in der Größe von zwei mal fünf Metern.
Zu einem möglichen Investor sagt Oleschko nichts. Schon in den letzten Jahren sah er sich immer wieder nach einem um, es gab unter anderem auch Gespräche mit FPK-Politiker Harald Dobernig, die aber im Sande verliefen. Oleschkos geschiedene Frau, mit der er das Unternehmen gemeinsam gekauft hatte, arbeitet heute als Filialleiterin in Graz.