"Stunde der Wahrheit." Mit für britisches Understatement ungewöhnlich dramatischen Worten hatte Gordon Brown bereits im Vorfeld den Krisengipfel der Euro-Länder in Paris bezeichnet. Es wurde seine Stunde. Obwohl das traditionell isolationistische Großbritannien von der Gemeinschaftswährung bislang nichts wissen will, war sein Premierminister am Sonntag in die französische Metropole geeilt. Das verwundert nicht weiter. Schließlich ist London eines der Epizentren des gewaltigen Bebens, das die Finanzwelt erfasst hat und Europas Banken in den Abgrund zu reißen droht.

Britisches Modell. Brown kam aber nicht, um neue Hiobsbotschaften zu überbringen, sondern um bei den 15 Amtskollegen der Euro-Länder für die europaweite Übernahme des britischen Rettungmodells zu werben, das die Kernschmelze der Geldmärkte verhindern soll. Seine Hartnäckigkeit war von Erfolg gekrönt: Nach britischem Vorbild sollen jetzt auch die 15 Euro-Länder in einem europaweit konzertierten Vorgehen ähnlich der Einlagensicherung für private Sparer Leihgeschäfte unter den Banken garantieren. Auf diese Weise sollen das Vertrauen in die Märkte gestärkt und der eingetrocknete Kreditmarkt wieder belebt werden. Die Regierungen sollen demnach zu "angebrachten Geschäftsbedingungen" bis zum 31. Dezember 2009 für Kredite zwischen den Banken mit einer maximalen Laufzeit von fünf Jahren bürgen.

Kapitalspritzen. Auch wollen die Euro-Länder den Zusammenbruch strauchelnder Banken notfalls mit Kapitalspritzen in mehrstelliger Milliardenhöhe verhindern. In diesem Fall müsse innerhalb des betroffenen Finanzinstituts aber ein angemessener Restrukturierungsplan umgesetzt werden. Darauf haben sich die Staats- und Regierungschefs der Eurozone in Paris verständigt. Noch diese Woche sollen ihre Beschlüsse in das zweitägige Gipfeltreffen der 27 EU-Länder in Brüssel einfließen. "Es geht nicht darum, den Banken ein Geschenk zu machen, sondern unsere Wirtschaft am Funktionieren zu halten", sagte der französische Staatspräsident und gegenwärtige EU-Ratsvorsitzende Nicolas Sarkozy.

Gleiches Instrumentarium . Die Euro-Länder einigten sich in Paris auf einen einheitlichen "Instrumentenkoffer" zur Eindämmung der Krise, wie es die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel formulierte. Diesem Koffer darf jede nationale Regierung die Maßnahmen entnehmen, die sie für ihre spezifische Krisensituation für am besten geeigneten hält. Mit anderen Worten: Ob etwa ein Staat im Tauschgeschäft für seine Finanzspritzen Anteile von maroden Banken übernimmt, sie mit anderen Worten also teilverstaatlicht, oder ohne jedes Mitspracherecht lediglich Garantien abgibt, bleibt jedem selber überlassen. Allerdings muss die Sicherung mit Steuergeldern normale Marktbedingungen widerspiegeln, um Wettbewerbsverzerrungen zwischen Staaten vorzubeugen.