Der Rückzug von Klaus Pekarek als Raiffeisen-Generaldirektor in Kärnten ist offenbar in einem tiefen Zerwürfnis auch mit den Primärinstituten begründet. Pekarek wirft den Mitglieds-Instituten in der Begründung seines Ausstiegs einen Mangel an Kompromissbereitschaft vor. Er wolle mit seinem Rücktritt eine "Lagerbildung" innerhalb des Kärntner Raiffeisensektors verhindern.
"Extreme Standpunkte". Das Vertreten von "teilweise extremen Standpunkten" sei schädlich, es fehle vielfach die Bereitschaft österreichweite Mehrheitsmeinungen zu akzeptieren. Die permanenten Diskussionen, "wie etwa jetzt um die Liquiditätsreserve", hätten Reibungsverluste ausgelöst. Es sei nahezu unmöglich, eine Kärntner "Minderheiten"-Position gegenüber einer österreichweit fix vereinbarten und definierten Raiffeisen-Position zu vertreten.
Integrationsfigur. Man könne nur dann eine Integrationsfigur sein, "wenn auch akzeptiert wird, dass die Teilnahme am 'System Raiffeisen' nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten mit sich bringt", stellte der scheidende Raiffeisen-General klar. Er stehe "ohne Wenn und Aber" zur dezentralen Organisation des Raiffeisen-Sektors als einzige Alternative zur Konzernstruktur.
Verbundverständnis. Pekarek: "Es gehört allerdings nicht zu meinem Verbundverständnis, unterschiedliche Standpunkte bis zur Bruchlinie zu vertreten und damit andere Sektorpartner zu überfordern." Eine Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft bedinge auch die Bereitschaft zu Kompromissen, die sinnvoll seien und für alle gelten müssten. Vor allem aber seien Konflikte intern auszutragen und nicht in der Öffentlichkeit. Das schade der Marke Raiffeisen. Polarisierungen würden die Kärntner "bei nicht unwesentlichen österreichweiten Themen in eine Außenseiterrolle" bringen. Es sei wichtig die Selbstständigkeit zu bewahren, doch setze dies eine entsprechende Kooperationsbereitschaft voraus. Es dürfe keine "überzogenen Berührungsängste" gegenüber allem gemeinschaftlich Positiven geben, forderte Pekarek.
RZB-Aufsichtsrat. Die Raiffeisenlandesbank Kärnten ist mit 5,6 Prozent an der Raiffeisen-Zentralbank (RZB) beteiligt, Pekarek sitzt im RZB-Aufsichtsrat. Wer ihm auf Landesebene und als RZB-Aufsichtsrat nachfolgen wird, ist derzeit unklar. Im ersten Quartal 2008 wird der Landesbank-Aufsichtsrat wieder tagen.
Heimischer Bankensektor. Im heimischen Bankensektor gilt es aber auch als offenes Geheimnis, dass Pekarek mit seinen Positionen zwischen die Fronten - "RZB und Raiffeisen Österreich" hier und "Raiffeisen-Rebellen" da - geraten ist. Die Raiffeisen-Landesbank in Kärnten hatte nämlich auch Proteste von Primärbanken unterstützt, als es um die von diesen "Rebellen" kritisierte sogenannte Liquiditätsreserve-Haltung beim Spitzeninstitut ging. Das hatte bei der Raiffeisen-Organisation in Wien für einigen Unmut gesorgt. Darauf angesprochen, meinte Pekarek gegenüber der APA: "Das ist nie offen artikuliert worden." Er konzedierte aber, dass es bei der Frage, wie weit die Autonomie der einzelnen Institute im Sektor gehen solle bzw. dürfe, durchaus unterschiedliche Positionen gebe. Klar sei aber auch, dass Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren seien.
Raiffeisen-Gruppe. Die Raiffeisen-Gruppe in Kärnten werde heuer das beste Ergebnis ihrer Geschichte erwirtschaften, "ich steige also sozusagen beim Höchstkurs aus", so der 51-Jährige. Über seine berufliche Zukunft wollte er keine Details bekanntgeben, es gebe "eine klare Option" sowie mehrere weitere Möglichkeiten, zwischen denen er sich entscheiden könne.