Die Privatwirtschaft vertraut Griechenland nicht mehr und gibt daher dem Land derzeit nur zu horrenden Zinsen Kredite. Daher springen die anderen Euro-Länder mit Haftungen ein. Sie haben den EFSF (European Financial Stability Facility) gegründet, der Griechenland, aber auch anderen in Finanzschwierigkeiten steckenden Euro-Ländern, billige Kredite verschaffen soll. Österreich ist daran beteiligt und wird seine Haftungszusagen voraussichtlich am Freitag (30.9) in einem Sonder-Nationalrat deutlich aufstocken.
Österreich hat bisher für den EFSF Haftungen über 12,2 Mrd. Euro zugesagt. Dieser Betrag wird am Freitag aller Voraussicht nach mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP, eventuell auch mit Zustimmung der Grünen, auf 21,6 Mrd. Euro erhöht. Dazu kommen noch Kosten und Zinsen, die sich nach aktueller Schätzung auf bis zu 7,1 Mrd. Euro belaufen könnten, in Summe also 28,7 Mrd. Euro, für die Österreich die Hand ins Feuer legt.
Der Betrag gilt allerdings nur für den schlimmsten Fall, dass Griechenland, Irland, Portugal beziehungsweise weitere finanzschwache Euro-Länder ihre Rückzahlungen einstellen. Solange die Hilfe empfangenden Staaten ihre Kredite bedienen können, kommt es zu keinen Zahlungen der Republik Österreich. Und solange alle 14 derzeit noch zahlungskräftigen Euro-Länder ihren Anteil stemmen, haftet Österreich auch nur für 13,1 Mrd. Euro (Plus Zinsen und Kosten).
Der ganze EFSF wird 440 Mrd. Euro an Euro-Staaten in Not vergeben können. Damit er das Top-Rating AAA zugesprochen bekommt und damit besonders niedrige Zinsen lukrieren kann, übernehmen die Euro-Länder deutlich höhere Haftungen: Alle 17 Euro-Länder gemeinsam würden für 779 Mrd. Euro geradestehen, da aber Griechenland (21,9 Mrd. Euro), Portugal (19,5 Mrd. Euro) und Irland (12,4 Mrd. Euro) selber Hilfen erhalten, fallen sie als Garantiegeber aus. Die Summe der tatsächlich abrufbaren Garantiezusagen beläuft sich daher auf 726 Mrd. Euro. Auf Österreich entfallen 2,77 Prozent der gesamten Haftungen bzw. 2,97 Prozent der tatsächlich abrufbaren Garantien.
Der EFSF läuft bis Juli 2013, bis dahin mit Haftungen versehene Darlehen sollen voraussichtlich vom permanenten Nachfolgeinstrument ESM (European Stability Mechanism) abgewickelt werden. Der ESM soll als internationale Organisation mit einem Stammkapital von 700 Mrd. Euro eingerichtet werden. Die sich daraus ergebenden Verpflichtungen werden unabhängig von und somit zusätzlich zum Haftungsübernahmen im Rahmen des EFSF bestehen.