Der 2022 ins Leben gerufene Produktivitätsrat unter dem Vorsitz von Fiskalratspräsident Christoph Badelt sieht Österreichs Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr, auch wegen Versäumnissen bei der Digitalisierung und in der Energiepolitik. In seinem „Produktivitätsbericht 2024“ fordert der Rat eine Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik und empfiehlt der neuen Regierung unter anderem eine umfassende Digitalisierungsoffensive und einen schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien.

„Österreich steht am Scheideweg“, sagt Badelt. „Steigende Arbeits- und Energiekosten belasten die Wettbewerbsfähigkeit der Exporteure und zusätzlich hemmt der Arbeitskräftemangel das Wachstum. Die Einkommen sind in Österreich zwar hoch, doch nicht alle Bevölkerungsgruppen profitieren davon und das Ausmaß der absoluten Armut ist zuletzt gestiegen.“ Die grüne Transformation und die Digitalisierung würden hohe Investitionen erfordern, was durch die Rezession und eine angespannte budgetäre Lage erschwert werde, so Badelt.

Rascher Breitbandausbau gefordert

Der Einsatz digitaler Technologien könnte die Produktivität stark verbessern, aber es fehle an IT-Fachkräften, außerdem sei die Breitbandabdeckung in Österreich unterdurchschnittlich, stellt der Produktivitätsrat fest und fordert einen rascheren Breitbandausbau. Auch der Ausbau von erneuerbaren Energien und der Energieinfrastruktur müsse beschleunigt werden, so die Handlungsempfehlung an die künftige Regierung.

Durch das Schrumpfen der Erwerbsbevölkerung werde das Wirtschaftswachstum gebremst, warnt Badelt. Zur Mobilisierung des Arbeitskräftepotenzials empfiehlt er Maßnahmen zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Menschen. Dafür seien mehr Kinderbetreuungsplätze und flexible Arbeitszeitmodelle für Frauen notwendig. Das Pensionsantrittsalter sollte an die Lebenserwartung gekoppelt werden.

Frühkindliche Förderung verbessern

Die Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt sollte durch die Stärkung der frühkindlichen Förderung verbessert werden, empfiehlt der Produktivitätsrat. Zwar seien im Finanzausgleich 2024 bis 2028 zusätzliche Mittel für die Verbesserung der Betreuung und Bildung von Kindern im Vorschulalter bereitgestellt worden, allerdings fehle es weiterhin an einheitlichen Qualitätsstandards und klaren Zielen. Konkret empfiehlt das Gremium unter anderem Sprachförderung für Kinder mit Migrationshintergrund und ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr. Die frühe Differenzierung der Bildungswege wird kritisch gesehen.