Es ist nicht so, dass Eva und Max Schlögl, die Geschäftsführer von Gruber Reisen, noch keine Krisen erlebt hätten. „Wir sind mehrfach krisenerprobt“, blickt Max Schlögl etwa auf die Coronajahre zurück. Aktuell wirken seine Gesichtszüge sehr entspannt. Kein Wunder, denn die Reisebranche ist einer jener Wirtschaftszweige, die von der Rezession gänzlich unberührt zu bleiben scheinen. Mehr noch – sie wächst weiter. Beim Konsum steht man auf der Bremse, die Reiselust aber ist ungebrochen.
Diesen Befund lassen zumindest die jüngsten, am Dienstag präsentierten Zahlen des größten steirischen Reiseanbieters zu. Schlögl: „Es herrscht ein regelrechter Boom in allen Bereichen.“ Gebucht werde überwiegend in den Reisebüros, zunehmend auch von der Generation über 50 online. Diesen Bereich habe man technologisch, organisatorisch und personell aufgestockt, so Schlögl.
Sechs Prozent über dem Vorjahr
2024 lag der Umsatz sechs Prozent über dem starken Vorjahr und über 2019, dem letzten Jahr vor Corona. Die Pleite des deutschen Veranstalters FTI brachte zwar Unruhe in den Markt. „Wir konnten die Auswirkungen gut abfedern, auf die Veränderungen reagieren und auch profitieren.“ Im Juli und August kam es deshalb vermehrt zu kurzfristigen Buchungen. Ein Plus verzeichnen Kreuzfahrten und Badeurlaube. Griechenland war bei den Gruber-Kunden die beliebteste Sommerdestination, gefolgt von Kroatien, Spanien, Italien und der Türkei. Spanien zeichnet sich im Winter als das meistgefragte Sonnenziel ab – vor den Malediven, Thailand, Mauritius und den USA.
Eine möglicherweise wieder anziehende Inflation, steigende Arbeitslosigkeit und Unsicherheiten – der Reisesektor scheint dagegen immun zu sein. „Die Buchungen für das Jahr 2025 sind sehr gut angelaufen“, betont Schlögl. „Ich habe keine Glaskugel, aber im Moment erwarten wir für 2025 wieder ein ähnliches Wachstum wie 2024.“ In den vergangenen 30 Jahren habe das Reisegeschäft stets zugenommen – mit nur einer Ausnahme während der Pandemiejahre. Auch teils empfindliche Preissteigerungen im Hotel und Flugbereich von im Schnitt 15 Prozent waren die Reisenden bereit, auszugeben.
Ein Fünftel hat für 2025 schon gebucht
Das „Urlaubsbarometer“, die jährliche Umfrage des Reiseanbieters, deutet auf anhaltendes Schönwetter für die Branche. Nur acht Prozent von 1300 befragten Kundinnen und Kunden wollen 2025 nicht verreisen (Hauptgrund: steigende Lebenshaltungskosten). Hingegen haben 21 Prozent bereits eine Reise gebucht. 86 Prozent wollen in Europa bleiben, in Kroatien, Griechenland, Italien, Österreich oder Spanien. Städtereisen und Rundreisen gewinnen demnach an Beliebtheit, während der klassische Badeurlaub leicht rückläufig ist.
Aktuell liegt ein neuer Katalog mit mehr als 300 Reisen in 34 Länder auf. Riga, Sizilien und Valencia zählen hier zu den Highlights. Im Bereich der Badereisen wurde das Angebot auf rund 2000 Hotels erweitert, „Schlachtschiff“ bleibe allerdings das eigene Ressort auf der Insel Brac, Bretanide. „Wir haben dort einen sehr hohen Stammkundenanteil“, verweist Eva Schlögl auf 80.000 Nächtigungen (plus sieben Prozent) und eine 80-prozentige Auslastung 2024.
Flugzeug und Auto vorne
Das bevorzugte Reisemittel bleibt das Flugzeug (70 Prozent), danach kommen das Auto, der im Aufwind befindliche Bus (30 Prozent) und die Bahn (12 Prozent). Vor der Reise bzw. vor der Buchung recherchiert jeder Vierte online, fast ebenso viele bevorzugen die Beratung im Reisebüro. Mundpropaganda und gedruckte Kataloge bleiben weiterhin wichtig.