Der Zweiradhersteller KTM bereitet nach eigenen Angaben den Antrag auf ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung vor. Das Unternehmen, das zur Pierer Mobility AG gehört, ist in eine schwere Krise gerutscht und hat zuletzt einen hohen Finanzierungsbedarf in dreistelliger Millionenhöhe bekannt gegeben. „Die KTM AG ist in der Umsetzung von Restrukturierungsmaßnahmen aufgrund eines hohen Finanzierungsbedarfes. Das Management der KTM AG geht davon aus, dass es nicht gelingen wird, die notwendige Zwischenfinanzierung zeitgerecht sicherzustellen“, teilt der Konzern von Stefan Pierer am Dienstag mit.
Aufgrund der Entwicklungen habe „der Vorstand der KTM AG den Beschluss gefasst, am 29. November 2024 den Antrag auf Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung über das Vermögen der KTM AG und ihrer Tochtergesellschaften KTM Components GmbH und KTM F&E GmbH einzureichen“.
Die Aktien von Pierer Mobility gerieten am Dienstagnachmittag nach der Meldung an der Wiener Börse stark unter Abgabedruck. Nach Zugewinnen im Frühhandel drehte der Kurs ins Minus und lag knapp vor 17:00 Uhr um gut 37 Prozent im Minus. Seit Jahresbeginn hat die Aktie um 83,6 Prozent an Wert verloren.
Pierer „Marke KTM ist mein Lebenswerk und dafür kämpfe ich“
Die Verfahren, so die Hoffnung, würden die Möglichkeit geben, „weiterhin das Vermögen unter Aufsicht zu verwalten und die KTM-Gruppe eigenständig zu sanieren“. Die sonstigen Tochtergesellschaften der KTM AG, insbesondere sämtliche Vertriebsgesellschaften, seien davon nicht betroffen, wird betont. Das Verfahren ziele darauf ab, „innerhalb von 90 Tagen mit den Gläubigern einen Sanierungsplan zu vereinbaren“. Durch eine Redimensionierung soll der Bestand der KTM-Gruppe nachhaltig gesichert und die Basis geschaffen werden, „gestärkt aus dem Verfahren zu kommen“.
„Wir sind in den letzten drei Jahrzehnten zu Europas größtem Motorradhersteller gewachsen. Millionen von Motorradfahrern auf der ganzen Welt begeistern wir mit unseren Produkten. Jetzt legen wir einen Boxenstopp für die Zukunft ein. Die Marke KTM ist mein Lebenswerk und dafür kämpfe ich“, wird Stefan Pierer in einer Aussendung zitiert. Für den Erfolg des Sanierungsverfahrens sei mit den Gläubigern ein Sanierungsplan zu vereinbaren. Pierer: „Die Kernaktionäre stehen zu KTM sowie zur Pierer Mobility und ihrem Börselisting. Das Ziel ist klar: KTM soll gestärkt aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen.“
„Negatives Jahresergebnis im sehr hohen dreistelligen Millionenbereich“
Eine Redimensionierung der Produktion solle den Lagerüberbestand bei KTM und den Händlern binnen zweier Jahre anpassen. 2025 und 2026 werde die Betriebsleistung deswegen um etwa eine Milliarde Euro sinken. Durch „notwendige Abwertungen“ im Zuge der geplanten Restrukturierung ergebe sich ein „zusätzliches Verlustpotenzial“. Auch schon für 2024 werde „ein negatives Jahresergebnis im sehr hohen dreistelligen Millionenbereich“ erwartet.
Pierer verweist auf seinen Vize-CEO Gottfried Neumeister, der seit September 2024 in Funktion ist. Neumeister habe „eine beeindruckende Erfahrung und viel frischen Wind mitgebracht und wesentlich zur Aufarbeitung der aktuellen Lage beigetragen. Ich bin davon überzeugt, dass er gemeinsam mit mir das Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur führen wird“. Neumeister selbst spricht davon, dass die Begeisterung der Mitarbeiter der „wichtigste Wettbewerbsvorteil“ sei. Nun gehe es erst einmal darum, „die Firma robust zu machen, robust für die Zukunft“.