Wasserstoff ist sehr flüchtig, Wasserstoff-Projekte mitunter auch. Im Frühjahr wurde bekannt, dass sich das unter dem Titel H2Carinthia bekannte Projekt des Landes Kärnten buchstäblich in Luft aufgelöst hat. Überraschend wurde das Aus des ambitionierten Vorhabens bekannt, an dem vier Jahre lang gearbeitet wurde, was eine hitzige politische Debatte – vor allem wegen der eingesetzten Finanzmittel – nach sich zog.
Der zuständige Landesrat, Wirtschaftsreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP), präsentierte am Freitag ein neues Projekt mit dem Titel DeCarB (Decarbonising Carinthian Bus Transport). „Wir haben das in Rekordzeit auf die Beine gestellt“, betont Schuschnig. Schon im Mai 2026 sollen 35 Regionalbusse im Großraum Villach und ein Bus in der Draustadt unterwegs sein. Ein „sportlicher, aber machbarer Zeitplan“, wie der ÖVP-Politiker betont.
Diese Frist muss eingehalten werden, weil in das auf zehn Jahre angelegte Projekt, das ein Investitionsvolumen von rund 43 Millionen Euro hat, elf Millionen Euro Förderungen auf dem EBIN-Call der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft fließen. In Summe können 28 Millionen Euro Förderungen von EU und Bund mit DeCarB nach Kärnten geholt werden.
Eigene Wasserstoff-Elektrolyseanlage
„Die Verträge sind unterschrieben und das Genehmigungsverfahren läuft“, sagt Albert Kreiner, der kurz vor der Pension stehende Leiter der Abteilung 7 des Landes. Dieses Mal ist der Kärntner Energieversorger Kelag mit im Boot, mit dem das Land Kärnten eine Wasserstoff-Elektrolyseanlage bei der Müllverbrennungsanlage der Restmüllverwertungs GmbH Arnoldstein errichten wird. „Wir erzeugen grünen Wasserstoff aus grünem Strom wie Wasserkraft, Photovoltaik und Windkraft“, betont Kelag-Vorstand Danny Güthlein. „Wegschmeißen“ werde man nichts. So werde die bei der Wasserstoff-Erzeugung anfallende Abwärme in das Fernwärmenetz eingespeist und das Nebenprodukt Sauerstoff soll wieder in der Verbrennungsanlage verwendet werden.
„Kärnten wird die größte Wasserstoffbusflotte Österreichs haben“, betont Postbus-Vorstand Alfred Loidl. Die Tankstelle, deren Betrieb die Firma Gutmann GmbH übernimmt, wird bei der Österreichischen Postbus AG in Villach errichtet.
Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer begrüßt den Neustart, betont aber: „Wir hoffen und erwarten, dass nach dem kapitalen und teuren Bauchfleck des bombastisch angekündigten Wasserstoff-Projektes H2Carinthia das Nachfolgevorhaben wirklich Realität wird und werden die Landesregierung hier an ihren Taten messen. Beim Vorgängerprojekt war es so, dass viele Projektmeilensteine nicht erfüllt worden sind und auch keine Transparenz im Sinne des Steuerzahlers herrschte.“ Den „kapitalen Bauchfleck“ weist Schuschnigs-Sprecher Adrian Plessin „als völlig aus der Luft gegriffen“ zurück. Das Wasserstoffbusprojekt war und sei höchst professionell aufgestellt.