Von „Black Friday“ bis „Cyber Monday“ - schon mehrere Wochen vor Weihnachten lockt der Handel mit Angeboten. Dabei ist die Versuchung groß, tiefer in die Geldtasche zu greifen, als es die finanziellen Möglichkeiten erlauben. „Weihnachten und das Schenken sind eine sehr emotional aufgeladene Sache“, sagte Clemens Mitterlehner, Chef des Verbandes der Schuldenberatungen ASB gegenüber der APA. Er warnt vor Spontaneinkäufen, Konsumkrediten und überzogenen Konten.
Die Gefahr dabei „ist sicher, dass man etwas kauft, in dieser weihnachtlichen Stimmung, das Zahlen aber ein bisschen vergisst“, betonte der Experte. Es gebe immer mehr Ratenkaufangebote vorm Heiligen Abend, auch auf drei Jahre, so Mitterlehner. „Das heißt, ich zahle für das Weihnachten heuer noch bis zum Weihnachtsfest 2027.“
Umfrage zeigt Ausgabenrekord
Wie eine aktuelle Umfrage von Demox Research zeigt, wollen die Österreicherinnen und Österreicher heuer so viel ausgeben wie seit über 10 Jahren nicht mehr: durchschnittlich 423 Euro. Der Standortberater Regioplan prognostiziert heuer einen Anstieg der Weihnachtsumsätze inklusive Weihnachtsmärkten und Gastronomie um 2,5 Prozent auf 2,05 Mrd. Euro.
Aktionstage wie „Black Friday“ am 29. November oder „Cyber Monday“ am 2. Dezember sind laut Mitterlehner einfach „Werbemittel der Konsumindustrie“. Die Angebote seien „nicht so gut, wie versprochen“, sagte der ASB-Chef unter Berufung auf Konsumentenschützer. Erhebungen zeigten, dass die Preise vor diesen Aktionstagen steigen, damit danach mit einem Nachlass geworben werden kann. Teils würde auch eine „künstliche Verknappung“ suggeriert, dass das Gefühl auslöse, etwas zu verpassen.
Überschuldungsmöglichkeiten steigen
Um dem Schuldenberg entgegenzuwirken, braucht es Mitterlehner zufolge Finanzbildung. Außerdem rät der ASB-Chef: „Keine Schulden machen für Geschenke, weder Kontoüberzug noch ein Ratenkauf, noch ein Vorschuss mit ausgeborgtem Geld, das muss die rote Linie sein.“ Möglichst in bar, nicht online und ohne Zeitdruck einkaufen, dann falle es leichter, das Budget für die Weihnachtsfeiertage einzuhalten, erklärt der Experte.
Neben Finanzbildung nimmt er auch die Kreditwirtschaft in die Pflicht. Künftig sollen Konsumentinnen und Konsumenten im Vorfeld besser über Kreditverträge informiert werden, sagte Mitterlehner mit Verweis auf eine EU-Verbraucherrichtlinie, die derzeit verhandelt wird. Die Anfragen bei der Schuldenberatung steigen laut Mitterlehner erfahrungsgemäß im Jänner. „Zum Jahresbeginn gibt es einen starken Monat.“ Mit den Zahlungsdienstleistern Klarna oder PayPal zu überschulden, gebe es mehr Möglichkeiten sich zu verschulden als früher.