Es ist eines dieser Produkte, das aus eigenem Bedarf heraus entstand. 2019 war es, als die Finanzwissenschafterin Ines Wöckl und der Computerwissenschafter Alexander Rech zum Schluss kamen, eine gestengesteuerte Beleuchtung für Fahrradfahrer zu entwickeln. Die Hightech-Armbänder, Flasher genannt, sollen die Sichtbarkeit erhöhen und Ablenkungsgelegenheiten stark reduzieren. Ein Amalgam, das in Summe zu deutlich mehr Sicherheit im Straßenverkehr führen kann. Als Zielgruppen kamen sukzessive auch E-Scooter- und Rollstuhlfahrer oder Fußgänger hinzu.

Wöckl und Rech gründeten schließlich Flasher als Start-up aus, gingen in die deutsche TV-Gründershow „Die Höhle der Löwen“, reüssierten dort und begannen, die Armbänder zu verkaufen. Diese fungieren als Blinker, Bremslicht und 360-Grad-Beleuchtung in einem, im Inneren werken verschiedene Sensoren und ultrahelle LEDs. Gesteuert werden die Blinker per Armanheben.

Das Produkt kam gut an, auf „mehr als 10.000 Kunden“ verweist man bei Flasher heute. Zugleich mehrten sich die Rückmeldungen von Nutzern, dass die mehrstufige Blinkfunktion – drei verschiedene Bewegungsmuster für drei verschiedene Blinkvarianten – irritiere. „Wir werten Kundenfeedback extrem schnell und strukturiert aus“, erzählt Ines Wöckl im Gespräch. Deswegen machte man bei Flasher rasch aus drei Bewegungen eine: Ellbogen hoch = ein, Ellbogen wieder hoch = aus. Auch wenn das dem Chef-Techniker „kurzzeitig das Herz gebrochen hat“ (Wöckl). Heute ist die reduzierte Variante Standard, die ausgeklügelte Version kann man per Flasher-App freischalten. Ines Wöckl: „Wir haben unser Produkt downgegradet. Jetzt ist es eindeutig besser“.

Die Verbesserung hat aber nicht nur mit dem Abspecken, sondern auch mit einer Ergänzung zu tun. Fortan kann man sich per Flasher, 199 Euro kostet das Blinker-Duo, nämlich auch navigieren lassen. Eine haptische Meldung zeigt den Nutzerinnen und Nutzern an, wann sie wohin abzubiegen haben. Nicht zuletzt konnte das Start-up jüngst – in durchweg herausfordernden Zeiten für Jungunternehmen – ein „Leuchtturmprojekt“ an Land ziehen, wie es heißt. Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) stattet österreichweit 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Flasher aus, um deren Arbeitswege sicherer zu machen.

100.000 Sicherungen wurden verkauft

Auf Offensive schaltet in diesen Wochen auch ein anderes, steirisches Start-up. Reeloq, 2020 gegründet, ist für die Entwicklung einer neuartigen Smartphone-Sicherung bekannt. Dass der Bedarf nach dem Produkt groß ist, steht heute außer Frage. 100.000 Sicherungen wurden seit der Gründung an Bergsportlerinnen und -sportler in weltweit 28 Ländern verkauft.

Jetzt erweitern das Grazer Start-up um die Gründer Lukas und Julia Watzinger ihr Portfolio mit einer patentierten Werkzeugsicherung. Inklusive einzigartiger Sperrlogik und Dämpfelement. Zum Einsatz soll die Sicherung auf Baustellen, bei Wartungsarbeiten oder im Industriekletter-Bereich kommen, wie es von Reeloq heißt. Werkzeuge könnten so „sicher befestigt sein“ und zugleich „einfach und schnell zugänglich bleiben“. Realisiert wird mit dem neuen Produkt eine Vision des Bauunternehmers Hans Peter Haselsteiner. Als Reeloq die Smartphone-Sicherung 2020 bei der TV-Show „2 Minuten 2 Millionen“ vorstellte, sagte dieser, solch ein Produkt müsse eigentlich „in jedem Arbeitsoverall eingenäht sein“.

Heute zeigen sich das Unternehmerpaar Watzinger „stolz, dass wir mit unseren Produkten bereits mehrere Millionen Euro Umsatz erzielt haben“. Zugleich sehe man sich noch lange nicht am Zenit. Oder, wie es Julia und Lukas Watzinger formulieren: „Unser Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft“.