Die Entwicklungen rund um den oberösterreichischen Autozulieferer TCG Unitech mit Sitz in Kirchdorf an der Krems sorgen weiterhin für Aufsehen. Wie berichtet, wurden 882 der insgesamt gut 1000 Beschäftigten beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet. Das bestätigte auch Geschäftsführer Thomas Schmalzer. Gleichzeitig relativierte er aber: „Wir wollen keine Kündigungen und mit der bestehenden Mannschaft weiterarbeiten“. Das gehe aber nur, wenn es gelinge, der massiven Personalkostensteigerung entgegenzuwirken. Der Weg, wie das erreicht werden soll, sorgt indes für Debatten – und für Aufregung in der Belegschaftsvertretung sowie in der Gewerkschaft. Von einem „Druckmittel zum Lohnverzicht“ und „traurigen Methoden“ ist seitens der Arbeitnehmervertretung die Rede.

Freiwilliger Verzicht oder Änderungskündigung

Denn TCG Unitech will die kollektivvertraglich vereinbarte Lohn- oder Gehaltserhöhung von 4,8 Prozent nicht bezahlen. Schmalzer skizziert das geplante Vorgehen, das ab dem heutigen Donnerstag in einer ersten Gesprächsrunde mit Betriebsrat und Gewerkschaft thematisiert werden soll, wie folgt: In einer „Phase 1“ könnten die Beschäftigten auf freiwilliger Basis entscheiden, ob sie die neuen Konditionen annehmen wollen oder nicht. „Hier setzen wir auf das Verständnis unserer Mitarbeiter für die schwierige Gesamtsituation im Automotive-Sektor sowie besonders ausgeprägt auf die Schwierigkeiten der europäischen/österreichischen produzierenden Betriebe“, war Schmalzer zuversichtlich, „dass nicht 100 Prozent, aber ein großer Anteil zustimmt“. Als „Zuckerl“ winke ein zusätzlicher Urlaubstag. All jene, die den Änderungen nicht zustimmen, würden in Phase 2 „noch eine Option auf eine zweite Chance bekommen“, dann stehe die Änderungskündigung an. Dafür seien „rein formal“ die Meldungen im AMS-Frühwarnsystem nötig gewesen.

Die Personalkostensteigerung zu unterbinden funktioniere, wenn alle freiwillig auf die kollektivvertraglichen 4,8 Prozent Lohn- oder Gehaltserhöhung verzichten, betonte Schmalzer, „jeder, auch die Führungskräfte, auch ich“. Andere Bestandteile der Arbeitsverträge seien nicht betroffen.

Präzedenzfall?

„Damit setzt man die unter Druck, die es sich am wenigsten leisten können, ihren Arbeitsplatz zu riskieren“, empört sich unterdessen PRO-GE-Landesgeschäftsführer Michael Seemayer. Das sei in Österreich nicht üblich – von einigen Seiten wurde auch vor einem „Präzedenzfall“ gewarnt, der in wirtschaftlich so schwierigen Zeiten womöglich Schule machen und Nachahmer finden könnte.

Seemayer: „Entweder das Unternehmen agiert auf die übliche Art und Weise oder das Image leidet massiv.“ Die Wettbewerbsklausel im Kollektivvertrag, die 1,5 Prozent weniger Entgelterhöhung vorsehe, sei TCG Unitech offensichtlich zu wenig. „Bisher zeigte das Unternehmen keine Verhandlungsbereitschaft.“ Wenn die Kündigung von mehr als 800 Leuten ernst gemeint sei, müsse man über einen Sozialplan reden. „Man muss sich auch fragen, was die Preistreiber sind“, Personal oder Energie, gab Seemayer zu bedenken.

„Es geht um die Zukunftssicherheit“

„Es geht um die Zukunftssicherheit im Unternehmen“, verdeutlicht wiederum Schmalzer. Man wolle mittelfristig wieder wettbewerbsfähige Preise an die Kunden anbieten können. „Zudem haben wir wirklich sehr gute und umsatzstarke Neuprojekte im Bereich der Elektromobilität gewinnen können, welche sich leider erst in der (verzögerten) Projektanlaufphase befinden“, verwies Schmalzer auf die Unsicherheiten in der Mobilitätsbranche.