Mit dem Auslaufen diverser Unterstützungen und den infolge der Energiewende deutlich steigenden Netzgebühren kommen auf Haushalte und Wirtschaftstreibende 2025 massive Mehrkosten zu. Mit 1. Jänner wird der Strombezug zum Teil empfindlich teurer. Aber nicht nur die Netzkosten steigen teils kräftig, auch jene, die bereits jetzt Strom zu höheren Tarifen beziehen, müssen damit rechnen, im neuen Jahr dafür zur Kasse gebeten zu werden. Betroffen sind alle Positionen der Stromrechnung.
Stromnetz erheblich teurer
Erstens: Teils mit massiven Mehrkosten werden sich die Netztarife 2025 niederschlagen. Vor allem wegen des Ausbaus der Stromnetze zahlen österreichische Haushalte im Schnitt um 23,1 Prozent mehr je Kilowattstunde (kWh) für die Nutzung des Stromnetzes. In der Steiermark steigen die Netzkosten sogar um 29 Prozent auf 10,87 Cent je kWh (netto), in Kärnten sind es künftig 11,77 Cent je kWh (+14,7 Prozent), im Großteil von Graz 7,48 Cent je kWh (-4,6 Prozent), in Klagenfurt 9,37 Cent (+22,7 Prozent). Die Mehrbelastung je Haushalt beträgt im Schnitt 73,1 Euro (bei 3500 kWh Jahresverbrauch), im Netz der Energie Steiermark sind es sogar 102,60 Euro.
Stromkostenbremse wird gelöst
Zweitens: Grundsätzlich keine Änderungen gibt es beim Energiepreis selbst. Dennoch drohen auch hier erhebliche Belastungen. Vom Auslaufen der Strompreisbremse zu Jahresende sind alle, die mehr als 10 Cent je kWh bezahlen, betroffen. Aktuell „bremst“ der Staat die Stromkosten über den 10 Cent (bis maximal 25 Cent), federt also maximal 15 Cent je kWh (bis 2900 kWh) ab. Laut der Vergleichsplattform „Durchblicker“ zahlen jedoch Kunden, die 2024 einen neuen Stromtarif abgeschlossen haben, im Schnitt knapp 20 Cent pro kWh, bezogen auf die letzten zwölf Monate sind es sogar knapp 25 Cent. Ein drei- bis vierköpfiger Haushalt wird dann durch den Wegfall ab Jänner von rund 435 Euro Mehrkosten getroffen, rechnet „Durchblicker“ vor.
15 Mal höhere Elektrizitätsabgabe
Drittens: Noch ist unklar, in welchem Ausmaß Abgaben auf Strom steigen werden. Die Elektrizitätsabgabe wurde im April 2022 auf 0,1 Cent je kWh reduziert, könnte aber im Jänner 2025 laut E-Control wieder auf 1,5 Cent steigen, also 15 Mal so hoch. Seit Juli 2022 ausgesetzt sind die Erneuerbaren-Förderpauschale und der Erneuerbaren-Förderbeitrag. Die Höhe dieser Förderabgaben wurde bisher noch nicht festgelegt. Orientiert man sich an den Kosten aus 2021, wären das bei 4000 kWh Stromverbrauch mit 118 Euro extra.
Mehrkosten von 725 Euro
„Durchblicker“ rechnet vor, dass durchschnittliche Familien 2025 mit Mehrkosten bis zu 725 Euro konfrontiert sein werden, ein Plus von bis zu 45 Prozent. Wer nicht in einen günstigen Tarif gewechselt ist, werde den Wegfall der Stromkostenbremse im kommenden Jahr „deutlich am Konto zu spüren bekommen“, warnt Stefan Spiegelhofer, Energieexperte beim Vergleichsportal. Die Wechselbereitschaft sei weiter gering, obwohl Strompreise unter 10 Cent angeboten würden. Laut Umfrage habe lediglich ein Viertel der Haushalte im vergangenen Halbjahr einen neuen Tarif abgeschlossen, knapp die Hälfte sei noch nie umgestiegen.
Politik ist sich uneins
Um den drohenden Anstieg der Preise mit Jahreswechsel „abzuwehren“, wollen die Grünen eine weitere Streichung der Elektrizitätsabgabe und Senkung der Erneuerbaren-Abgaben auf das EU-rechtliche Minimum. Für einen zeitgerechten Beschluss müsste dieser am Mittwoch in die Nationalratssitzung eingebracht werden. Noch habe es keine Antwort der ÖVP gegeben, deren Parlamentsklub erklärte gegenüber „Ö1“, derzeit seien die Preise so niedrig, dass Experten ein Auslaufen empfehlen. Man werde die Entwicklung „beobachten“. FP-Energiesprecher Axel Kassegger spricht von einer „Kostenlawine“, die auf die Österreicher zukomme. Die SPÖ gibt sich zurückhaltend, man sei mit den anderen Parteien im Gespräch und wolle eine Lösung. Neos-Energiesprecherin Karin Doppelbauer glaubt, ein Auslaufen der Energiepreismaßnahmen sei anzudenken.