Sekt-Gutschein an der Bar einlösen, Swimmingpool anschauen: Wer nach dem Einchecken im Hotel erst eine Runde dreht, bevor er den Koffer auspackt, reagiert bereits auf die Hoteldramaturgie. Je besser dieses „Browsing“ (Stöbern) funktioniert, desto schneller baut der Gast eine emotionale Bindung auf. Das Hotel wird zum Dritten Ort.

Auch Kärnten als Urlaubsdestination will die Sehnsüchte der Gäste künftig besser abholen, weshalb das Motto des Tourismustages, der am Montag im Casineum Velden stattfand, die „Macht der Emotion“ war. Das neue Marketingkonzept konzentriert sich auf die Begriffe Seen, Sonne, Berge, Genuss und Gelassenheit. „Lei lossn ist die Zauberformel“, so Kärnten Werbung-Chef Klaus Ehrenbrandtner. Zu diesen Begriffen hat die Kärnten Werbung Momente kreiert, die Bilder im Kopf der Urlauber verankern sollen: „Sonnenuntergang am See“ ist so ein Bild oder „Mittelmeergefühl in den Bergen“. „Sie lösen Endorphine beim Gast aus und sind geeignet, die Kärntner Urlaubs-Emotion auch über Social Media zu verbreiten. Kärnten braucht Insta-Momente.“

Die anwesenden Gastronomen und Hoteliers bat Ehrenbrandtner „solche Bilder gemeinsam nach außen zu tragen“. „Finden Sie einen Ort im Haus, über den Gäste noch lange nach ihrem Aufenthalt sprechen und von dem sie ihren Freunden erzählen.“ Kärnten als „multisensuales Markenerlebnis“.

Ein fünftägiges Rad-Event im Frühling 2025 soll helfen, die Kärntner Seenschleife, eine 400 Kilometer lange Radtour, zu inszenieren. Auch Kärntens „klimafreundliche“ Wanderrouten, zu denen man mit dem Zug und nicht mit dem Auto anreist, haben die Tourismusverkäufer verstärkt im Fokus. Ein Pilotprojekt startet im Oberen Drautal. Sehnsüchte soll auch eine virtuelle Erlebnistour entlang der Kärntner Seen wecken. Drohnenkameras haben sie heuer im Sommer mit einem 360-Grad-Blick aufgenommen. So kann man auch mit VR-Brille einen Kärnten-Urlaub erblicken.

Die Bildsprache der Kärnten Werbung wandelt sich. Ein neuer Video-Clip zeigt aus dem Kärntner Winterurlaub mit starker Bräune zurückgekehrte Gäste im Gespräch mit Freunden: „Wir waren im Süden“, sagen sie. Darauf die Freunde: „Cooler Look.“ Mit von der Sonne gebräunter Haut wirbt in dieser Saison auch das Nassfeld. Der Slogan: „Make up Nassfeld-Style“. Gelassenheit spiegelt sich in einem neuen Skiwinter-Slogan wider, der lautet „Hochfahren Runterfahren“.

Als Hauptrednerin war die ehemalige Stuntfrau Miriam Höller engagiert. Die 37-jährige ehemalige Teilnehmerin von Germany‘s Next Topmodel berichtete von ihrem Karriereende, nachdem sie sich bei einem Helikopter-Stunt in High Heels beide Füße gebrochen hat. Und davon, dass sie wenig später ihren Lebenspartner Hannes Arch verlor, der bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam. Dennoch brachte Höller positive Emotionen mit: „Vergesst nicht, wofür ihr brennt und zu tun, was ihr liebt“. Hier setzten auch Spartenobmann Josef Petritsch und Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) an. Petritsch gab die Motivationsparole „Ärmel rauf und durch den Sterz“ aus, bevor Udo Jürgens-Interpret Simon Stadler sich ans E-Piano setzte und „Zeig mir den Platz an der Sonne“ spielte.

Bei aller Emotion muss der Kärntner Tourismus auch internationaler werden, denn in den Nahmärkten - allen voran Deutschland - sind keine Zuwächse zu erwarten. In der Schweiz haben die Marketingmaßnahmen begonnen. Als Fernmärkte mit Potenzial sieht die Kärnten Werbung die arabischen Länder und die USA.

Mit dem Jammern soll Schluss sein. Ehrenbrandtner: „Hören wir auf, den Glanzzeiten der 80er Jahre nachzutrauern und stärken wir die Tourismusgesinnung im Land, indem wir positive Botschaften und Bilder rausschicken.“