Österreich ist ein Hochsteuerland. Nun ließe sich trefflich über Sinn und Unsinn hoher Steuern und Abgaben streiten. Initiativen wie der „Tax Freedom Day“ suggerieren, an Tagen, an denen wir „für den Staat“ arbeiten, befänden wir uns quasi in Unfreiheit. Wofür ein Staat seine Einnahmen verwendet (heuer über 100 Milliarden), wird nicht vertieft.
Seit 2021 sind die Arbeitskosten um 20 Prozent gestiegen, was weit über dem EU-Durchschnitt liegt, rechnet die WKO vor. Arbeitgeber stöhnen unter der Kostenlawine, Arbeitnehmern bleibt vergleichsweise wenig Netto vom Brutto. Besonders umstritten sind die hohen Lohnnebenkosten. In Kombination mit den gestiegenen Aufwänden für Löhne – im OECD-Vergleich sind diese jüngst am stärksten gestiegen, Folge der massiven Inflation – droht ein Flächenbrand, der Jobs vernichtet.
Im jährlichen OECD-Vergleich sichert sich die Republik bei Steuern und Abgaben auf Arbeit Stockerlplätze, weist aktuell den dritthöchsten Wert auf. Der sogenannte „Steuerkeil“ lag 2023 laut OECD-Studie bei 47,2 Prozent und damit sogar noch etwas höher als in den Jahren zuvor. Der „Keil“ repräsentiert die Differenz zwischen den Arbeitskosten des Arbeitgebers und dem Nettoverdienst im internationalen Vergleich. Konkret heißt das: Von einem Euro Arbeitskosten erhält der Arbeitnehmer netto 53 Cent, 47 Cent werden abgeführt – 21,7 Cent als Arbeitgeberbeiträge, 14 Cent als Beiträge des Arbeitnehmers, der Rest in Form der Lohnsteuer. Im Schnitt der 38 OECD-Länder lag der Wert deutlich niedriger: bei 34,8 Prozent. Noch viel kleiner ist dieser „Keil“ etwa in der Schweiz, in Israel oder in Korea.
Arbeitgeber werden aber auch an anderen Stellen massiv belastet – neben den hohen Lohn- und Energiekosten wächst sich die florierende Bürokratie zunehmend zum Problemfall aus. Die allgemeine Steuer- und Abgabenquote – die Summe des Steueraufkommens dividiert durch die Wirtschaftsleistung – beträgt in Österreich rund 44 Prozent: auch das ein Top-3-Platz in der EU. Die ritualisierten Ankündigungen von Regierungen, diese Quote unter 40 Prozent zu drücken, scheiterten beständig an der Umsetzung. Trotz ausufernder Budgetdefizite müsse Arbeit entlastet werden, darüber sind sich Experten einig. IHS-Chef Holger Bonin appelliert, Steuererhöhungen dürften nicht dem Stopfen von Budgetlöchern dienen, sondern müssten die hohe Steuerbelastung des Faktors Arbeit senken. Zu diesem Schluss kommt auch die OECD im jüngsten Länderbericht: Österreich besteuerte den Faktor Arbeit hoch, dafür Immobilien nur „auf niedrigem Niveau“. Man finde den Fehler.