Bereits bevor es dazu kam, hatte man sich um Beruhigung bemüht. Der zwar erwartete Schritt kam dann doch plötzlich: Die russische Gazprom liefert bereits ab Samstagfrüh, 16. November, kein Gas mehr an die OMV. Für Österreich entsteht dadurch diesen Winter keine Gasmangellage, betonte nicht nur die OMV, sondern auch die Regulierungsbehörde E-Control, sowie Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP).

Dieser antwortete nach seiner Erklärung angesprochen auf die mögliche Preisentwicklung: „Es wird zu keinem Anstieg kommen.“ Auch, weil Österreich nur ein kleiner Abnehmer sei. Zumindest kurzfristig führte die Situation aber durchaus zu einem Preissprung.

Börse reagierte schnell

Der europäische Gaspreis kletterte bereits am Freitagnachmittag in die Höhe: Der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat legte an der Börse in Amsterdam zwischenzeitlich auf über 47 Euro je Megawattstunde (MWh) zu, was dem höchsten Stand seit gut einem Jahr entsprach. Gegen Abend hin pendelten sich die Preise aber wieder bei vorerst knapp 45 Euro ein.

Dennoch könnte es für Endkunden zu realen Verteuerungen kommen. Einerseits haben einige Haushaltskundinnen und -kunden sogenannte Floater-Tarife, die sich an den aktuellen Marktpreisen orientieren. Aber auch für Industriekunden könnte es teurer werden: Diese zahlten oft den aktuellen Marktpreis. Zudem erhöhen sich ab 2025 die Netzkosten. Abgesehen davon könne der Preis durch außergewöhnliche Ereignisse beeinflusst werden.

Teurere Alternativen

Das alternative Gas komme laut OMV-Chef Alfred Stern aus Norwegen, aus eigener Produktion oder in Form von Flüssigerdgas per Schiff über Deutschland oder Italien. Und die Gasspeicher würden mit 95 Terawattstunden den heimischen Bedarf für mehrere Monate decken.

Was allerdings noch für steigende Preise spricht: Erdgas, das über Deutschland ins Land geholt wird, verteuert sich durch die deutsche Gasspeicherumlage um 2,50 Euro pro Megawattstunde. Nach dem Scheitern der Ampel-Regierungskoalition ist unklar, ob sie, wie gegenüber Österreich zugesagt, mit Jahresende 2024 ausläuft. Das dafür notwendige Gesetz wurde im Deutschen Bundestag bisher noch nicht beschlossen. Indes fallen für die Ersatzmengen also Zusatzkosten an.

Reaktionen der Energieversorger

Der niederösterreichische Versorger EVN beruhigt indes seine Kundinnen und Kunden. Nicht nur, dass die Speicher gut gefüllt seien, die EVN habe sich ebenfalls auf einen Lieferstopp seitens der Gazprom vorbereitet, teilte ein Sprecher des Versorgers der APA am Freitagabend mit. Ab 1. Jänner nächsten Jahres beziehe die EVN „ausschließlich zu 100 Prozent zertifiziertes Erdgas aus Österreich“. Den Ausstieg aus russischem Gas vollzog die Kelag bereits im Juli.

Die Energie AG Oberösterreich sieht wegen des angekündigten Gaslieferstopps ebenfalls keinen Grund zur Beunruhigung, wie eine Unternehmenssprecherin der APA am Abend mitteilte. Die Gasspeicher seien „zu 95 Prozent voll“ und für die Haushaltskundinnen und -kunden seien auch „genug Reserven aufgebaut worden“. Für diese Heizperiode - bis April/Mai 2025 - „ist die Versorgungssicherheit gegeben“, erklärte sie.