Die Europäische Zentralbank (EZB) wollte mit ihrer Zinssenkung im Oktober der Gefahr einer zu niedrigen Inflation und eines zu schwachen Wachstums entgegentreten. Dies geht aus den am Donnerstag veröffentlichten Protokollen der Zinssitzung vom 16. und 17. Oktober hervor. „Jetzt zu handeln könnte eine Absicherung gegen Abwärtsrisiken bieten“, hieß es darin. Denn solche Gefahren könnten dazu führen, dass das Inflationsziel künftig unterschritten werde
Die EZB strebt mittelfristig zwei Prozent Teuerung für die Wirtschaft im Währungsraum an. Zudem wiesen die Währungshüter auf dem Zinstreffen darauf hin, dass jetzt zu handeln eine sanfte Landung der Wirtschaft unterstützen könne. Die Währungshüter hatten auf ihrer Oktober-Zinssitzung den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz um einen viertel Prozentpunkt auf 3,25 Prozent gesenkt – nur fünf Wochen nach der vorherigen Senkung. Die EZB hatte im Juni die Zinswende eingeleitet und dann im September nachgelegt. EZB-Chefin Christine Lagarde sieht das Inflationsziel der Notenbank von 2,0 Prozent im Laufe des nächsten Jahres nachhaltig erreicht.
Die nächste Senkung?
Es wird erwartet, dass die Euro-Wächter im Dezember den vierten Zinsschritt nach unten vollziehen. Aus den Kursen am Finanzmarkt geht aktuell hervor, dass Investoren für den Zinsentscheid am 12. Dezember mit einer weiteren Senkung um einen viertel Prozentpunkt rechnen.
In der aktuellen Umfrage von Reuters unter 75 Ökonomen gingen 69 davon aus, dass die EZB auf ihrer kommenden Zinssitzung im Dezember den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz erneut um einen viertel Prozentpunkt nach unten setzen wird.
Die Euro-Notenbank hatte im Juni die Zinswende eingeleitet und dann im September und im Oktober nachgelegt. Fast 70 Prozent der Ökonomen erwarteten, dass der Einlagensatz bis Ende 2025 auf 2,0 Prozent oder niedriger sinken wird. In der Oktober-Umfrage hatten damit nur 60 Prozent der befragten Volkswirte gerechnet. Ebenfalls rund 70 Prozent der Ökonomen gingen in der Erhebung davon aus, dass die EZB im ersten Quartal 2025 die Zinsen zwei Mal nach unten setzen wird. Damit würde der Einlagensatz zum Quartalsende bei 2,50 Prozent liegen.