In den österreichweit 17 KikaLeiner-Filialen strahlen zwar Weihnachtsbeleuchtung und Christbaumkugeln um die Wette, vorweihnachtliche Freude wird bei den 1358 Dienstnehmern aber wohl nicht aufkommen. Denn am Donnerstag wurde am Landesgericht St. Pölten ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung über die erneut insolvente Möbelhauskette eröffnet. Bereits seit Dienstag war bekannt, dass die seit September 2023 angestrebte Sanierung gescheitert ist. Das Management hatte bekannt gegeben, dass aufgrund der fehlenden Liquidität neuerlich ein Insolvenzantrag eingebracht werden muss. Unter anderem werde man die nächste Gläubigerquote nicht bedienen können.
Der Schuldenberg beträgt laut den Kreditschutzverbänden KSV1870, AKV und Creditreform 113 Millionen Euro. Wobei 61 Millionen aus dem alten Insolvenzverfahren wieder aufleben. Rund 924 Gläubiger sind betroffen. In den angeführten Verbindlichkeiten sind die Gutscheinforderungen sowie von den Kunden geleisteten Anzahlungen noch nicht enthalten.
Fortführung wird geprüft
Zum Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Volker Leitner bestellt. Dieser erklärt in einer Pressemitteilung, dass das Unternehmen im Rahmen des Sanierungsverfahrens zunächst fortgeführt werde und er in den nächsten Wochen prüfen werde, ob eine langfristige Fortführung möglich ist, „ohne den Ausfall der Insolvenzgläubiger zu erhöhen“. Diese Erhebungen sollen bis zur ersten Gläubigerversammlung am 17. Jänner abgeschlossen sein, um die weitere Vorgehensweise zu beschließen. Wenn das Unternehmen nicht kostendeckend geführt werden kann, könnte es zum endgültigen Aus kommen. In diesem Fall würden die Verbindlichkeiten auf 139 Millionen Euro steigen, weil Ansprüche der Dienstnehmer und der Geschäftslokale dazukommen.
KikaLeiner befindet sich seit Jahren in der Krise. In der Zeit von 2013 bis 2023 gab es drei Eigentümerwechsel und zahlreiche Filialschließungen. Im Jahr 2023 verkaufte René Benkos Signa die Kika/Leiner-Immobilien an die Grazer Supernova und das operative Möbelgeschäft an den Handelsmanager Hermann Wieser. Kurz darauf meldete das Unternehmen Insolvenz an, 23 von 40 Filialen wurden im Zuge der ersten Sanierung geschlossen.
Weitere Konzentration im Möbelhandel
„Extrem schade“ wäre es, wenn die österreichische Marke KikaLeiner dem Markt verloren gehen würde, meint Christoph Teller, Professor für Marketing- und Handelsmanagement von der Johannes Kepler Universität Linz. Bereits jetzt gäbe es in Österreich eine starke Konzentration im Möbelhandel. Schwächere wie zuletzt KikaLeiner könnten in so einer Situation mit der „Spirale des Wachstums“ nicht mithalten und werden „gefressen“. Sollte es tatsächlich das endgültige Aus sein, würde das für eine weitere Konzentration sorgen, was ein Nachteil für Kunden und Lieferanten wäre..
Die Insolvenz müsse nicht den Tod bedeuten, sondern könne von dem Unternehmen auch wie eine schwere Lungenentzündung überstanden werden. Allerdings sei die „Großwetterlage für den Möbelhandel derzeit extrem schlecht“ und die Neupositionierung von KikaLeiner wäre eine „Mammutaufgabe“, für die es einen langen Atem und viel Geld brauche. Denn die Möbelhäuser leiden von allen Handelssparten am meisten unter der Konsumflaute. In den „fetten Jahren in Covid-Zeiten“ hätten viele Österreicherinnen und Österreicher in Einrichtung investiert. „Doch man braucht nicht alle fünf Jahre eine neue Küche oder ein neues Sofa“, sagt Teller. Möbel zählen zu den Gütern des langfristigen Bedarfs, bei denen Menschen in Krisenzeiten sparen. Dazu komme der Rückgang beim heimischen Wohnbau, wodurch weniger Einrichtung gekauft wird. Fehler beim neuen Management sieht Teller nicht. Er betont: „Die besten Manager können nicht über das Wasser gehen.“ In den vergangenen Monaten hätten sie versucht, mit „einem Bleigürtel gegen den Strom zu schwimmen“.
Für die betroffenen Dienstnehmer wurde eine Hotline vom Insolvenzenschutzverband eingerichtet. Sowohl die Anzahlungen, die zahlreiche Kunden bereits für Möbel geleistet haben, als auch Gutscheine gelten als Insolvenzforderungen. Leitner will in zwei bis drei Wochen bekannt geben, wie man mit den offenen Aufträgen umgehen werde.