Zwölf österreichische Wirtschaftsdelegierte luden am Donnerstag zum Sprechtag in die Wirtschaftskammer Kärnten. Sie betreuen insgesamt 25 Länder, unter anderem jene zehn, die vor 20 Jahren als neue Mitgliedsstaaten in die Europäische Union aufgenommen wurden. „Damals hatte es noch große Bedenken zu Arbeitsmarkt und Migration gegeben, die sich nicht erfüllten“, sagte WK-Außenwirtschaftsleiterin Hemma Kircher-Schneider.
Im Gegenteil: Mit den 25 Millionen neuen EU-Bürgern sei auch das Bruttoinlandsprodukt in den zuvor 15 EU-Staaten angestiegen. Mit dem tschechischen Morgengruß „Ahoj“, begrüßte Roman Rauch als Delegierter die versammelten Unternehmer. In puncto Kaufkraft gehöre Prag zu den Top 5 Regionen Europas. Einst „verlängerte Werkbank“ Deutschlands und Österreichs als viertwichtigstes Investitionsziel sei der Arbeitskostenvorteil zwar noch vorhanden, dieser sinke aber. Bemerkenswert: Die drittgrößte Autoindustrie in der EU trotze mit 1,5 Millionen produzierten Fahrzeugen der Krise. Auch Konsum und Bau seien angesprungen. Chancen für Zulieferer gebe es auch im starken Luft- und Raumfahrtsektor.
Grenzüberschreitende Verbindungen
Mobilität spielt auch in den baltischen Staaten eine große Rolle. „Mit der Rail Baltica wird gerade ein 23 Milliarden schweres Eisenbahnprojekt umgesetzt, das Estland, Lettland und Litauen verbindet und im Endausbau von Warschau bis nach Helsinki führen wird“, schildert Thomas Spazier. Mit Kapsch und Swietelsky seien auch Firmen mit Niederlassungen in Kärnten beteiligt. Zwei aus Kärnten stammende Botschafter im Baltikum sorgen für Anknüpfungspunkte. Lettische Unternehmer kamen heuer zur Holzmesse nach Klagenfurt. Auch der Start-up- und IT-Bereich würde sich sehr stark entwickeln. Mit Infineon habe es kürzlich einen Fachkräfte-Workshop an der Technischen Universität Tallinn gegeben. Vertreter von 40 Niederlassungen treffen sich regelmäßig im „Austrian Business Circle“.
Als Außenwirtschafts-Beauftragter in Warschau, Kärntens zehntwichtigster Exportmarkt, sieht Christian Lassnig noch Wachstumspotenzial: „Die heimische Bauwirtschaft ist, wie auch die Versicherungsbranche, bereits stark vertreten.“ In Polen wie auch den Nachbarländern gebe es noch viel Bedarf bei Infrastrukturausbau und der Sanierung öffentlicher Gebäude.