Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) greift ein weiteres Mal empfindlich in den Bankensektor ein: Die Geldinstitute müssen ab Mitte nächsten Jahres für Gewerbeimmobilien-Kredite höhere Kapitalpuffer bilden. Denn bei diesen Krediten gibt es immer mehr Probleme - Stichwort Pleitewelle bei Firmen, wie die erneute Insolvenz von Kika/Leiner.
Insgesamt hat der Bankensektor kein Problem mit faulen Krediten. Der Finanzstabilitätsreport der Nationalbank weist die Kreditinstitute als finanziell gut gewappnet und stressfest aus. Der Anteil der notleidenden Kredite ist mit knapp drei Prozent sehr niedrig. Allerdings stechen die Gewerbeimmobilien bereits mit 5,5 Prozent heraus, 2020 war die Quote noch bei 2,7 Prozent gelegen. „Das Niveau ist nicht das Problem, es ist eher die Dynamik“, begründet OeNB-Direktor Markus Schwaiger den geplanten Schritt, dass Banken künftig einen Kapitalpuffer von einem Prozent für Gewerbeimmobilien bilden müssen.
Hohe Kreditausfälle bei Gewerbeimmobilien-Krediten befürchtet
Die OeNB erwartet, dass die Kreditausfälle in den nächsten Jahren hoch bleiben. Gleichzeitig sinke bereits die Kreditqualität, also die Sicherheit für die Banken. Schlecht besicherte Kredite müssen die Banken aber mit fixen Fristen abschreiben, aus ihren Bilanzen werfen. Schwaiger warnt deshalb vor „Klippeneffekten“, einem jähen Absturz nach einer vermeintlich harmlosen Entwicklung. Man müsse eben schauen, die zur Verfügung stehenden Stellschrauben rechtzeitig und richtigzustellen.
Konkret wird den Banken der neue Kapitalpuffer vom Finanzstabilitätsgremium FMSG auferlegt. Dabei gehe es um rund 700 Millionen Euro, so Schwaiger. Das sei für den gut verdienenden Sektor leicht verkraftbar. Allerdings erneuert die Nationalbank ihre Empfehlung an die Banken, bei der Gewinnausschüttung zurückhaltend zu sein. Gleichzeitig enden Mitte 2025 nach drei Jahren die strengen Regeln für Wohnimmobilien-Kredite, der scheidende OeNB-Gouverneur Robert Holzmann wünscht sich allerdings „dem Geiste nach“ eine Fortsetzung. Dass die Quote notleidender Kredite bei den Wohnimmobilien unter zwei Prozent liege, sei ein Erfolg dieser KIM-Verordnung. Von den Banken war sie heftig bekämpft worden. Die Baubranche sieht in ihr eine Ursache dafür, dass der Bau von privaten Eigenheimen völlig eingebrochen ist. OeNB-Direktor Schwaiger betont, dass der zuletzt verzeichnete leichte Anstieg der Quote notleidender Kredite bei privaten Wohnimmobilien von einem auf 1,3 Prozent ohne KIM-Verordnung „doppelt so hoch ausgefallen wäre“.
Zweiter Milliardenverlust in Folge
Die Nationalbank selbst muss auch heuer mit einem Bilanzverlust in Milliardenhöhe - kolportiert werden rund zwei Milliarden Euro - leben. „Das Jahr 2024 wird sich nicht wesentlich von 2023 unterscheiden“, bestätigt Holzmann. Damals wies die OeNB-Bilanz 2,21 Milliarden Euro Verlust aus. Der Grund dafür ist die hohe Zahl niedrig verzinster Wertpapiere, die die OeNB aufgrund der jahrelangen EZB-Ankaufspolitik zur Marktstabilisierung in den Büchern hat. Dazu kommen OeNB-Veranlagungsverluste in einem Fonds zur Sicherstellung der Pensionsverpflichtungen. Dazu läuft derzeit noch eine Rechnungshof-Prüfung.