Als die Brüder Martin und Jürgen Pansy vor ziemlich genau zehn Jahren in Graz das Unternehmen Noki gründeten und es nur ein Jahr und eine Beschwerde von Nokia später in Nuki umbenennen mussten, waren die Unkenrufe laut. Wer solle ein per Smartphone sperrbares Türschloss brauchen, war eine damals oft zu vernehmende Frage. Und wenn schon, werde es sicher bald unerreichbare Lösungen von Apple oder Amazon geben.

Heute kann man getrost feststellen: Die Geschichte überlegte sich einen anderen Lauf. Nuki fand seinen Markt, steht im Bereich der nachrüstbaren Zutrittslösungen dank mehr als 600.000 Nutzerinnen und Nutzern europaweit an der Spitze und beschäftigt zurzeit 135 Mitarbeiter.

„Haben Kompromisse machen müssen“

Mit dem Produkt, dem „intelligenten“ Türschloss, dem Smart Lock, waren die Pansys, in der Selbstbeschreibung „Perfektionisten“, trotzdem nie vollends zufrieden. Man hätte „Kompromisse machen müssen, um überhaupt einmal ein Produkt auf den Markt bringen zu können“, erinnert sich Martin Pansy mit Blick auf Lautstärke und Drehgeschwindigkeit des Schlosses zurück.

Jetzt aber sieht man bei Nuki die Zeit der Kompromisse ad acta gelegt. Heute, Dienstag, stellt das Unternehmen das neue „Smart Lock Ultra“ vor. Das hehre Versprechen: „Dreimal schneller“ als das bisherige Schloss – und das bei „einem Drittel der Größe“. In der schnellstmöglichen Geschwindigkeit (“Insane Mode“) von drei definierten Stufen wird künftig binnen 1,5 Sekunden aufgesperrt. Verantwortlich dafür zeichnet unter anderem ein erstmals verbauter bürstenloser Motor. „Eine Technologie, die für ihre Energieeffizienz bekannt ist und in Elektrofahrzeugen eingesetzt wird“, wie es bei Nuki heißt. Kosten wird das Smart Lock Ultra 349 Euro, als Verkaufsstart ist der Dezember avisiert.

Ein Zylinder in der neuen Hauptrolle

Im Umwälzungsprozess geht Nuki nun auch gewisses Risiko in der Handhabung ein. Um die deutliche Platzeinsparung zu gewährleisten, wurde die Logik des Schlosses nämlich völlig neu gedacht. Notwendig ist fortan, dass zunächst einmal der bestehende Türzylinder getauscht wird. Deswegen wird das Smart Lock nun mit einem „Premium-Universalzylinder“ ausgeliefert, auf den das eigentliche Schloss aufgesetzt wird. Eine Tausch-Anleitung bietet Nuki in der eigenen App.

Zugleich will man beim Smart-Lock-Spezialisten schon „mit Hochdruck an einer Lösung arbeiten“ (Jürgen Pansy), die die Nutzung der neuesten Nuki-Technologie „auch ohne Zylindertausch ermöglicht“.

Start in Skandinavien und USA

Jedenfalls will man bei Nuki mit dem neuen Schloss und der damit verbundenen Aufbruchsstimmung grosso modo wieder in ruhigere Gewässer gelangen. Noch im Sommer musste das Unternehmen eine „sehr frühe und schnelle Kurskorrektur“ (Martin Pansy) vornehmen, ein Teil der Belegschaft verließ das Unternehmen. Im zweiten Halbjahr liege man heuer „gut im Rahmen der Erwartungen“, sagt Pansy. Freilich: Die aktuell omnipräsente Konsumzurückhaltung in diesen Breitengraden spürt man auch bei Nuki.

Zugutekommt dem Unternehmen dabei einerseits die Positionierung als Luxusprodukt und andererseits die Diversifizierung. Während es in „Deutschland und Österreich zurzeit am schwierigsten ist“, wie Martin Pansy erzählt, „sehen wir in Spanien eine extrem positive Entwicklung“. Übrigens: Das nun vorgestellte Smart Lock wird auch jenes sein, mit dem Nuki die nächste Expansion bewerkstelligt. Schon im ersten Halbjahr 2025 soll es zu den Starts in Skandinavien und den USA kommen.